Die Drohne und die Moral

Vom 18. bis zum 20. Juli 2019 findet die Fachtagung „Game of Drones“ statt. Sie wird vom Zeppelin Museum Friedrichshafen in Kooperation mit der Universität Konstanz und der Zeppelin Universität Friedrichshafen organisiert. Es geht, wie der Titel verrät, um die Technologie der Drohnen, um die Spiele und Kriegsspiele damit. „Die wissenschaftliche Fachtagung beleuchtet in drei Panels kritisch das Spannungsfeld dieser Technologie, die absolute Gegensätze in sich vereint. VertreterInnen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft reflektieren gesellschaftlich relevante Aspekte des militärisch-wirtschaftlichen Sektors sowie der Aneignung durch zeitgenössische KünstlerInnen und Start-Ups. Der Schnittstelle von Drohnen und Künstlicher Intelligenz widmet sich ein Panel aus ethischer und medientheoretischer Perspektive.“ (Website ZM) Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) – Informations- und Maschinenethiker und Verfasser des Drohnenromans „Verlorene Schwestern“ (2009) – spricht am 20. Juli zu „Die Drohne und die Moral“ (auch aus Sicht der Maschinenethik), Philip Hauser (Universität Konstanz) zu „Mobilität und Macht – Drohnen und künstliche Intelligenz aus medienwissenschaftlicher Perspektive“ und Dr. Goetz Herrmann (Universität Paderborn) zu „Game of Swarms: Adaptabilität“. Das Programm kann hier heruntergeladen werden. Weitere Informationen über www.zeppelin-museum.de.

Abb.: Die Drohne im Anflug

Gute Drohne, böse Drohne

„Eine Drohne ist ein unbemanntes Luft- oder Unterwasserfahrzeug, das entweder von Menschen ferngesteuert oder von einem integrierten oder ausgelagerten Computer gesteuert und damit teil- oder vollautonom wird.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel, der sich dem Begriff und den Funktionen von Unmanned Aerial Vehicles (UAV) widmet. Am Ende wird die Perspektive der Ethik eingenommen: „Die Informationsethik interessiert, ob die informationelle Autonomie eingeschränkt oder erweitert wird und welche Konsequenzen eine feindliche Übernahme der Drohne hat. In der Technikethik wird diese als Gerät in den Vordergrund gerückt und nach dessen Omnipräsenz und der Abhängigkeit von diesem gefragt. Die Abhängigkeit ist wiederum ein Thema der Informationsethik, vor allem wenn das Gerät als Computer und die Datenanalyse und -nutzung im Mittelpunkt stehen. Insofern sich die Maschinenethik teil- oder vollautonomen, intelligenten Systemen widmet, sind ihre Erkenntnisse in Bezug auf Drohnen relevant, wenn diese selbst Entscheidungen verantworten und Handlungen vollziehen oder selbstständig Informationen filtern.“ Der Artikel findet sich seit 5. März 2015 im Wirtschaftslexikon von Gabler und Springer. Er kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/drohne.html aufgerufen werden.

Ethics of UAS

Das Department of Aerospace Engineering der Pennsylvania State University (www.psu.edu) schreibt eine „Faculty position in Engineering and Ethics of Unmanned Aircraft Systems“ aus. Zu den Unmanned Aircraft Systems gehören Unmanned Aerial Vehicles, ferngesteuerte oder (teil-)autonome Drohnen. In der Annonce, die maschinenethik.net zur Verfügung gestellt wurde, heißt es: „The research area represented by this search could be viewed as a special aspect of a broader one at the intersection of robotics, autonomy, and ethics. Applicants must have an earned doctorate in aerospace engineering or a related field; at least one degree in aerospace engineering or related experience is preferred.“ Der Leiter der Einrichtung, Professor George A. Lesieutre, nennt auf Nachfrage mögliche Forschungsfragen: „For what purposes should we deploy such vehicles, (or not) and what decisions should we permit them to make on our behalf?“ Weitere Informationen über www.aero.psu.edu.

Drohnen schonen Vögel

Die Website trendexplorer.com hat im Oktober 2013 über eine kommerziell genutzte Drohne mit interessanten Fähigkeiten berichtet. „Der australische Buchverleih Zookal hat in Sydney damit begonnen, Fachbücher mittels selbst navigierender Drohnen an die Kunden auszuliefern.“ (Website trendexplorer.com) Die Unmanned Air Vehicles (UAV) seien von der University of Sydney entwickelt worden. Sie „verfügen über eine GPS-Navigation und ein Antikollisionssystem“ (Website trendexplorer.com). Damit können sie beliebigen Hindernissen ausweichen, etwa – so die Autoren – „Vögeln, Bäumen und Hauswänden“. Es wird also keine eigentliche moralische Entscheidung getroffen, aber die Entscheidung hat moralische Konsequenzen: Die Drohne verschont tierisches Leben (und verlängert damit ihre eigene Existenz). Die Zustellung der Bücher erfolgt nach Angaben von trendexplorer.com binnen weniger Stunden und „ist um ein Drittel günstiger als andere Arten von Same-Day-Lieferservices“ (Website trendexplorer.com). Im deutschsprachigen Raum werden einige tausend private und kommerzielle Drohnen betrieben. Sollten sich diese weiterhin stark vermehren, müssten sie teilweise als eigentliche moralische Maschinen umgesetzt werden.

Abb.: Eingesetzt werden Quadrokopter

Einfache moralische Maschinen

Eine Vorabveröffentlichung des Artikels „Einfache moralische Maschinen“ von Oliver Bendel bringt der Blog des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Moralische Maschinen sind nach der Meinung des Philosophen und Wirtschaftsinformatikers bereits heute möglich. Man dürfe sie nur nicht zu kompliziert denken und zu komplex gestalten. Wenn es sich um spezialisierte autonome oder teilautonome Systeme handele, könne man bei ihren Kernfunktionen ansetzen und sie mit geringfügigen Änderungen, mit wenigen zusätzlichen Komponenten in einfache moralische Maschinen verwandeln. Wie das geschehen kann, wird an vier Beispielen gezeigt, an Servicerobotern, privaten Drohnen, Chatbots und selbstständig fahrenden Autos. Der Artikel erscheint im August 2013 auf der Plattform KMU Business World.

Abb.: Daraus kann man keine moralische Maschine machen

Wie viel Moral braucht eine Maschine?

In ihrem Artikel „Wie viel Moral braucht eine Maschine?“ in der Liechtensteiner Sonntagszeitung namens Liewo gibt Stephanie Büchel einen Überblick über den Stand der Diskussion in der Maschinenethik. Im Fokus sind selbstständig fahrende Autos. Aber auch Kampf-, Operations- und Pflegeroboter sind ein Thema: „Wie bringt man einem Roboter den Unterschied zwischen Gut und Böse bei? Wer ist Schuld, wenn ein Operationsroboter einen Kunstfehler begeht?“ Nicht fehlen darf Isaac Asimov mit seinen Robotergesetzen, die zu den beliebtesten Diskussionsgegenständen in der Maschinenethik gehören. Und die Frage nach den Rechten der Roboter, die nebenbei in der Roboterethik verhandelt werden und noch lange in den Bereich der Science Fiction gehören dürften. Die zentralen Konzepte der Maschinenethik haben dagegen, das zeigt auch die Verfasserin, eine hohe Alltagsrelevanz. Ihr Artikel ist am 2. Juni 2013 erschienen. Sie hat maschinenethik.net freundlicherweise ein PDF zur Verfügung gestellt.