In der „Woche des Gehirns 2016“ an der Universität Bern finden laut Website vier Abendforen statt. Gestartet wird am Montag, den 14. März 2016 mit dem Thema „Häufig im Erwachsenenalter – selten im Kindesalter“, wobei vor allem Multiple Sklerose, Schlaganfälle und Schlafstörungen unter die Lupe genommen werden. Am Dienstag (15. März) widmet man sich dem Thema „Sekundenschlaf am Steuer“. Es referieren Dr. Matthias Pfäffli (Rechtsmedizinisches Institut, Universität Bern), Prof. Dr. Johannes Mathis (Schlaf-Wach-Zentrum des Inselspitals, Universität Bern) und – zu den Chancen und Risiken von Fahrerassistenzsystemen – Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW). Die Veranstaltungen am Mittwoch (16. März) werden zusammen mit der Schweizerischen Epilepsie-Liga durchgeführt, zum Thema „Epilepsie und psychische Störung“. Der Donnerstag (17. März) steht im Zeichen der Depression und wird vom Berner Bündnis gegen Depressionen mitgestaltet. Weitere Informationen können dem Flyer entnommen werden.
Der Workshop „Berechnete Tiere: Technik und Verdatung in den Human-Animal Studies“ (Teil des DFG-Projekts „Das verdatete Tier“) findet vom 22. bis 23. April 2016 im Blue Square Bochum statt. Veranstaltet wird er von Ina Bolinski und Prof. Dr. Stefan Rieger von der Ruhr-Universität Bochum. Im Flyer werden Hintergrund und Intention beschrieben: „Der Workshop möchte mit den berechneten Tieren einerseits solchen Wesen nachspüren, die ihre Existenz technischen Verfahren verdanken und ihren Ursprung im Computer haben. Andererseits sollen auch Tiere, die aufgrund von verschiedenen Techniken zu ‚verdateten Tieren‘ oder durch technische Apparaturen selbst zum Datengenerator werden, im Fokus stehen. Mit der Fügung der berechneten Tiere werden somit zwei aktuell entfernte Topoi bemüht: Das Tier, das als Verkörperung natürlicher Intuition und vom Instinkt geleitet gilt, gerät im Modus des Berechnens an Konzepte von Rationalität und an die Möglichkeit der Verkörperung in und durch technische Prozesse. Zu fragen ist daher, in welchem Verhältnis Tier und Technik zueinander stehen.“ Oliver Bendel (Brugg-Windisch) stellt „Überlegungen zur Disziplin der Tier-Maschine-Interaktion“ an, Thomas Schmickl (Graz) geht auf „Biohybrid systems – Tiere, Pflanzen, Roboter, Agenten und Algorithmen“ ein, Sibylle Hahshold (Graz) erzählt „Von Bienen, Robotern und Algorithmen“. Weitere interessante Vorträge erwarten das Publikum, das sich einbringen darf und soll. Es wird um Anmeldung per E-Mail an ina.bolinski(a)rub.de bis zum 15. April 2016 gebeten. Der Flyer kann hier heruntergeladen werden.
Vor kurzem haben Ethiker zum Boykott von Sexrobotern aufgerufen. Dabei haben sie angenommen, dass diese Frauen und Kinder diskriminieren und die Entwicklung der Sexualität beeinträchtigen können. Anhaltspunkte dafür gibt es allerdings nicht, und überhaupt scheinen die Probleme in diesem Bereich marginal zu sein. Ein neuer Beitrag im Wirtschaftslexikon von Gabler von Oliver Bendel behandelt die Spielzeuge der etwas anderen Art in nüchterner Form und geht dem Phänomen des Robotersex auf den Grund. Er hebt an mit den Worten: „Sexroboter sind Roboter, mit denen Menschen bestimmte Formen von Sex haben können. In der Regel sind Hardwareroboter gemeint, physisch vorhandene Maschinen. Bei einem weiten Begriff können auch Softwareroboter hinzugezählt werden. Es gibt eine Palette von Produkten für den Hausgebrauch. Manche von ihnen werden für den Gesundheitsbereich in Betracht gezogen.“ Am Ende werden Fragen aus Maschinenethik sowie Technik- und Informationsethik heraus gestellt. Sicherlich könnte man auch die Medizinethik mit einbeziehen. Der Beitrag ist am 16. November 2015 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de aufgerufen werden.
Abb.: Bei Sexrobotern ist die Gestaltung entscheidend
Beim Swiss ICT Symposium vom 10. bis 11. November 2015 gab es ein breites Spektrum von Vorträgen und Themen. Prof. Dr. Manfred Spitzer (Hirnforscher und Psychiater) und Sascha Lobo (SPON-Kolumnist) unterhielten als Keynoter das Publikum mit gewagten Thesen und anschaulichen Beispielen. Im gut besuchten Track „Internet der Dinge“ referierte Moritz Köhler (Director of Software Engineering, Sensirion AG). „IoT-Geräte und Mobiltelefone verschmelzen zusehends und ermöglichen völlig neue Anwendungen und Geschäftsmodelle.“ (www.swissict.ch) Was wird möglich, so fragte er sich, wenn Telefone immer mehr Kenntnis von ihrer Umwelt haben? Und lieferte „eine Einführung in die Sensorik in Mobiltelefonen und deren Bedeutung“. Smartphones, die Atem-, Stadt- und Raumluft analysieren können, lassen Behörden, Unternehmen und Privatleute aufhorchen. Auch Roboter mit Nasen werden für Staunen sorgen und nicht zuletzt bei der Tier-Maschine-Interaktion von Bedeutung sein. „Moralische Maschinen“ lautete der Titel des Vortrags von Prof. Dr. Oliver Bendel (Professor für Wirtschaftsinformatik und Ethik, Hochschule für Wirtschaft FHNW): „Autos bremsen rechtzeitig vor Menschen ab. Serviceroboter bringen Medikamente und sind nett zu uns. Manche Dinge, Roboter und (teil-)autonome Maschinen werden aber falsche oder interessengeleitete Entscheidungen treffen. Einfache moralische Maschinen könnten eine Lösung sein.“ (www.swissict.ch) Vielleicht entdeckt auch die Maschinenethik die Olfaktorik und lässt Roboter die Gerüche von Menschen analysieren und automatisch die dazu passenden Düfte ausströmen. Die Maschine wird insofern gut, als wir sie gut riechen können. Die Vortragsfolien stehen über www.swissict.ch zur Verfügung.
Können Menschen Robotern vertrauen? Dieser Frage soll im hitchBOT-Projekt nachgegangen werden. Initiiert wurde es von David Harris Smith und Frauke Zeller (Ryerson University, Toronto). Der hitchBOT trägt Gummistiefel und kann digital grinsen. Er steht am Straßenrand und wird von Autofahrern mitgenommen – oder auch nicht. Und er wird von ihnen gut oder schlecht behandelt, gehätschelt und getreten. Auf diese Weise soll er sich durch Kanada bewegen, ohne Steuerung durch eine Zentrale. Die schaut nur immer nach, wo er sich gerade befindet. Ist der Mensch bereit, mit Robotern zusammenzuleben, mit ihnen Zeit zu verbringen und mit ihnen Raum zu teilen? Bald weiß man mehr. Im Juli 2014 geht es los. Das Projekt könnte ein Beitrag zur Roboterethik sein, die auch das Verhalten von Menschen gegenüber Robotern in moralischer Hinsicht thematisiert.
Von Weltraumrobotern kennt man Selfies durchaus. Sie sind in der Ferne unterwegs, sie sind allein, um nicht zu sagen einsam, und was liegt näher, als ein Foto von sich selbst zu knipsen und es an die daheimgebliebenen Kohlenstoffeinheiten zu schicken. Begriffe wie „space robot selfies“ und „rover selfies“ machen das Spektrum der „space selfies“ deutlich. Auch der eine oder andere selbstreferenzielle Schnappschuss eines Erdroboters ist im Web zu finden und der eine oder andere autobiografisch anmutende Film. Aus Sicht der Robotik stellt sich die Frage, ob die Selfies zur Weiterentwicklung und zum Selbstlernen beitragen könnten. In welcher Hinsicht ist die egozentrische Perspektive interessant? Kann der Robot zu neuem Wissen über die ihn unmittelbar umgebende Umwelt kommen? Kann er seine Mimik und Gestik interpretieren und sein Verhalten reflektieren? Kann er nach und nach ein Selbstbewusstsein erlangen oder sich zumindest selbst im Spiegel erkennen? Ein Spiegel, wird man einwenden, reicht dem gewöhnlichen Roboter vollkommen aus. Dieser friert die Reflexion ein, die er wahrnimmt, und wertet sie so lange aus, wie er möchte. Mit Selfies kann er aber noch mehr: Er kann anderen Robotern (und Menschen) zeigen, wie er aussieht, er kann auf sich aufmerksam machen, er kann für sich werben. Er kann Eindruck schinden und Feedback erhalten. Wenn Android und Gynoid eines Tages eine Entenschnute ziehen, weiß der Robotiker, dass der Durchbruch geschafft ist. Auch ein Film zum Robot Duckface lässt sich im WWW finden. Überzeugen kann er allerdings nicht.
Der Coursera-Kurs „Technology and Ethics“ von Robert Bailey (The Ohio State University) findet ab 21. April 2014 statt und dauert sieben Wochen. Das Arbeitspensum beträgt laut Anbieter 3 bis 5 Stunden pro Woche, die Sprache ist Englisch. Der Kursinhalt wird wie folgt beschrieben: „Example technologies at play today include nuclear energy; biological manipulations for warfare; robots for taking care of the elderly, and enhancing human capability; the use of technology for surveillance; the cultural changing power of the media which can create unlimited arrays of images real and virtual to support a point of view; and the internet with its world wide connectivity.“ (Website des Anbieters) Ob im Falle der Pflege- und Haushaltsroboter auch die Maschinenethik einbezogen wird, ist nicht bekannt. Die Medizinethik wird sicherlich berücksichtigt. Weitere Informationen über https://www.coursera.org/course/techethics.
Die Website trendexplorer.com hat im Oktober 2013 über eine kommerziell genutzte Drohne mit interessanten Fähigkeiten berichtet. „Der australische Buchverleih Zookal hat in Sydney damit begonnen, Fachbücher mittels selbst navigierender Drohnen an die Kunden auszuliefern.“ (Website trendexplorer.com) Die Unmanned Air Vehicles (UAV) seien von der University of Sydney entwickelt worden. Sie „verfügen über eine GPS-Navigation und ein Antikollisionssystem“ (Website trendexplorer.com). Damit können sie beliebigen Hindernissen ausweichen, etwa – so die Autoren – „Vögeln, Bäumen und Hauswänden“. Es wird also keine eigentliche moralische Entscheidung getroffen, aber die Entscheidung hat moralische Konsequenzen: Die Drohne verschont tierisches Leben (und verlängert damit ihre eigene Existenz). Die Zustellung der Bücher erfolgt nach Angaben von trendexplorer.com binnen weniger Stunden und „ist um ein Drittel günstiger als andere Arten von Same-Day-Lieferservices“ (Website trendexplorer.com). Im deutschsprachigen Raum werden einige tausend private und kommerzielle Drohnen betrieben. Sollten sich diese weiterhin stark vermehren, müssten sie teilweise als eigentliche moralische Maschinen umgesetzt werden.
In seiner Kurzgeschichte „Sally“ aus dem Jahre 1953 beschreibt Isaac Asimov in visionärer Weise die Funktionen sowie die Chancen und Risiken selbstständig fahrender Autos. Heute nehmen Assistenzsysteme von Bosch und Continental dem Lenker immer mehr Aktionen ab. Das selbstständig fahrende Auto ist morgen nicht mehr Prototyp, sondern Alltag. Es wird in Situationen geraten, in denen moralische Fähigkeiten von Vorteil sind. Man wird bei Asimov bereits mit Problemen konfrontiert, die in der Maschinenethik diskutiert werden. Oliver Bendel wirft in seinem Beitrag „Asimovs Automatobile“ – erschienen am 27. August 2013 im Online-Magazin Telepolis – einen Blick in die Vergangenheit der Fiktion und die Zukunft der Wirklichkeit. Und fragt sich: „Wer bleibt am Ende des Tages auf der Strecke?“
Filmstudenten der Filmakademie in Ludwigsburg haben eine Abschlussarbeit vorgelegt, mit der Daimler „nicht ganz einverstanden“ (Artikel auf Spiegel Online, 23. August 2013) ist. Das Unternehmen sieht sich plötzlich in einer Diskussion innerhalb der Maschinenethik. Bereits ein Artikel in der Süddeutschen vom 3. Juli 2013 hatte Fragen aufgeworfen. Darin hieß es: „So erkennt die neue S-Klasse beispielsweise durch ein Nachtsichtgerät Tiere bei Dunkelheit, kann sie von Fußgängern unterscheiden und leitet für Menschen gegebenenfalls selbständig ein [!] Vollbremsung ein.“ Daimler (Abteilung Research & Development, Center Vehicle Concepts and Future Trends, Society and Technology Research Group) hat im August 2013 dem Betreiber dieses Blogs auf Anfrage mitgeteilt, dass das Nachtsichtsystem ein rein informierendes System sei. Bremsungen „auf detektierte Objekte“ würden nicht eingeleitet. Wenn dies doch der Fall ist, handelt es sich um eine Entscheidung mit moralischen Implikationen. In dem Video der Studenten erkennt der Mercedes, dass ein kleiner Junge eines Tages viel Unheil anrichten wird – und tötet ihn. Das ist natürlich Science-Fiction, aber man wird auf unterhaltsame Weise ins Zentrum der Maschinenethik geführt. Und wird nicht nur mit eindrücklichen Bildern, sondern auch mit dieser prägnanten Aussage konfrontiert: „Erkennt Gefahren, bevor sie entstehen.“ Der Spiegel schreibt: „Zum Schluss bleiben drei Fragen: Wie sähe die Welt wohl aus, wenn Maschinen eine Seele hätten? Wohin könnte es führen, wenn die Technik Entscheidungen über Leben und Tod trifft? Darf ein entschlusskräftiger Sechszylinder sich über Grundlagen menschlichen Zusammenlebens hinwegsetzen, um die Weltgeschichte zu ändern?“ (Spiegel Online, 23. August 2013)
Im Glossar zur Informationsethik von Oliver Bendel ist zu lesen: „Die Maschinenethik (‚Machine Ethics‘) hat die Moral von Maschinen zum Gegenstand, vor allem von (teil-)autonomen Systemen wie Agenten, Robotern, Drohnen, Computern im automatisierten Handel und selbstständig fahrenden Autos. Sie kann innerhalb von Informations- und Technikethik eingeordnet oder als Pendant zur Menschenethik angesehen werden. Der Begriff der Algorithmenethik wird teilweise synonym, teilweise eher in der Diskussion über Suchmaschinen und Vorschlagslisten verwendet. Die Roboterethik ist eine Keimzelle und ein Spezialgebiet der Maschinenethik. Die Maschinenethik erweist sich mehr und mehr als Prüfstein für die Ethik. Sie kann neue Subjekte und Objekte der Moral beschreiben und aufzeigen, welcher normative Ansatz jenseits der auf Menschen bezogenen Moralphilosophie sinnvoll ist. Die Anwendungsbereiche der Maschinenethik haben hochrelevante wirtschaftliche und technische Implikationen.“ Diese Plattform wurde im Frühjahr 2013 gegründet und ist der Maschinenethik und speziell auch der Roboterethik und der Algorithmenethik gewidmet.