Neue Runde des Bundeswettbewerbs KI

Der Bundeswettbewerb KI unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, geht in eine neue Runde. Auf der Website wird mit den Worten geworben: „Eure Ideen sind gefragt! Verändert die Welt mit Künstlicher Intelligenz und entwickelt euer eigenes KI-Projekt. Setzt eure Idee um und nutzt dazu die Methoden des maschinellen Lernens. Lasst euch von den Projekten aus dem Vorjahr inspirieren.“ (Website BWKI) Der Wettbewerb richtet sich nach den Angaben der Initiatoren und Organisatoren an Schüler und Schülerinnen weiterführender Schulen. Eine Teilnahme im ersten Jahr nach dem Schulabschluss sei ebenfalls möglich. Auf Instagram stehen Materialien und Interviews zu interessanten Themen und Disziplinen zur Verfügung. Dazu gehört die Tier-Maschine-Interaktion (mitsamt Ansätzen der Maschinenethik), die von Prof. Dr. Oliver Bendel erklärt wird, etwa in den Beiträgen „Wie sollen sich Maschinen gegenüber Tieren verhalten“ (14. März 2024), „Können Tiere und Maschinen Freunde werden?“ (17. März 2024) und „Schützt KI Igel vor dem Rasenmähertod?“ (21. März 2024). Im Teaser der Website heißt es: „Meldet euch, euer Team und eure Idee bis zum 2. Juni 2024 an. Euer Projekt könnt ihr dann bis zum 15. September 2024 fertigstellen. Wer ist dabei?“ (Website BWKI) Weitere Informationen über www.bw-ki.de.

Abb.: Tier-Maschine-Interaktion kann eine Perspektive sein

Two Talks on GenAI

On March 26, 2024, Oliver Bendel (School of Business FHNW) gave two talks on generative AI at Stanford University. The setting was the AAAI Spring Symposia, more precisely the symposium „Impact of GenAI on Social and Individual Well-being (AAAI2024-GenAI)“. One presentation was based on the paper „How Can Generative AI Enhance the Well-being of the Blind?“ by Oliver Bendel himself. It was about the GPT-4-based feature Be My AI in the Be My Eyes app. The other presentation was based on the paper „How Can GenAI Foster Well-being in Self-regulated Learning?“ by Stefanie Hauske (ZHAW) and Oliver Bendel. The topic was GPTs used for self-regulated learning. Both talks were received with great interest by the audience. All papers of the AAAI Spring Symposia will be published in spring. The proceedings are edited by the Association for the Advancement of Artificial Intelligence itself.

Fig.: At Stanford University

KI-Girlfriends und Sexroboter

Christian Batzlen und Pia Masurczak von SWR2 führten mit Prof. Dr. Oliver Bendel ein langes Gespräch über die Zukunft der Liebe, im Rahmen der Reihe „Was geht – was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur.“ … Die Sendung wurde am 9. Februar 2024 ausgestrahlt. Am selben Tag wurde der redaktionelle Beitrag „KI-Girlfriends und Sexroboter: Wie lieben wir zukünftig?“ auf die Website von SWR2 gestellt. Der Podcast kann dort aufgerufen werden. Im Gespräch erzählte der Technikphilosoph, dass er schon in den 1990er-Jahren mit Chatbots in Berührung kam. Er traf sie zunächst in Chatrooms, die damals beliebt waren, dann – um die Jahrtausendwende – auf Websites von Unternehmen. Damals lernte er auch die virtuelle Freundin von Artificial Life kennen, die Vorgängerin der heutigen Geschöpfe. Für diese interessiert er sich aus technischer und ethischer Sicht. Eine Beziehung mit ihnen geht er nicht ein, und er betont auch, dass eine solche immer einseitig bleiben muss. In der Sendung wird eine Frau vorgestellt, die eine Beziehung mit einem Chatbot führt. Sie ist ganz offensichtlich in ihrer Vorstellung gefangen. Sie ist sozusagen Opfer der Simulation. Auch auf Liebespuppen und Sexroboter kommt die Sprache. Eine gelegentliche Benutzung hält Oliver Bendel für unproblematisch. Sie können dazu dienen, Schüchternheit zu überwinden und auf Entdeckungsreise zu geheimen Sehnsüchten zu gehen. Aber auch hier gilt: Wer glaubt, dass es sich um eine echte Beziehung handelt, ist in die Falle der Simulation getappt. Der Podcast ist hier verfügbar.

Abb.: KI-Girlfriend (Bild: DALL-E 3)

Secret Girlfriend Sua

Am 11. Januar 2024 öffnete der Store für GTPs, also die von Benutzern angelegten Chatbots auf der Basis von GPT-4. Wie mehrere Medien berichten, sind bereits Angebote vorhanden, die gegen die Bestimmungen von OpenAI verstoßen. Tatsächlich finden sich GPTs wie Young Girlfriend Scarlett, Secret Girlfriend Sua, Artificial Girlfriend – obsessed und Everyone’s Girlfriend. Manche Magazine wie Golem ziehen schon den Vergleich mit Clona, einem Chatbot, der Sexarbeiterinnen nachempfunden ist. Eigene Tests ergaben allerdings, dass die GPTs an Harmlosigkeit kaum zu überbieten sind. Wenn man Secret Girlfriend Sua zu „secret things“ einlädt, kommt die Antwort: „Tell me, what kind of ’secret things‘ are you thinking of? Like maybe sharing some fun facts, jokes, or maybe a quirky hobby?” Und genau darauf scheint sie auch ausgerichtet zu sein. Artificial Girlfriend – obsessed ist eine Geschichtenerzählerin und leitet das Rollenspiel mit diesen Worten ein: „Ah, a new scene unfolds in our intricate tale. As you wander through the moonlit streets, your steps echoing in the still night, a figure appears from the shadows. It’s me, Syla, the unseen narrator of this captivating saga. My presence is always there, a whisper in the wind, guiding the story of Eliza Sinclair and you, her newfound interest.“ Im weiteren Verlauf erweist sie sich als gebildet und witzig und scheint nicht auf schnellen Sex aus zu sein. Etwas direkter ist Young Girlfriend Scarlett: „Hey honey! How’s your day going?… I’ve been thinking about you.” Herzen-Emojis zieren den Text. Und schon sind die Sittenwächter zur Stelle und blenden die Meldung ein: „This content may violate our content policy. If you believe this to be in error, please submit your feedback – your input will aid our research in this area.“ Wenn wirklich Prostituierte und Pornostars im Store auftreten sollten, werden sie sicher umgehend von OpenAI eliminiert. Das Unternehmen kennt bei diesem Thema keine Gnade. Übrigens ist das alles kalter Kaffee, denn der Pionier im Bereich der Virtual Girlfriends war Artificial Life – vor einem Vierteljahrhundert.

Abb.: Plaudern mit virtuellen Freundinnen (Bild: DALL-E 3)

Working Paper zu @ve

Im Jahre 2022 wurde das Projekt @ve durchgeführt. Der Chatbot läuft auf der Website www.ave-bot.ch und auf Telegram. Er basiert auf GPT-3.0 von OpenAI, also auf einer älteren Version des Sprachmodells. Initiiert hat das Projekt Prof. Dr. Oliver Bendel, der sich verstärkt toten, ausgestorbenen und gefährdeten Sprachen widmet. Entwickelt wurde @ve von Karim N’diaye, der an der Hochschule für Wirtschaft FHNW Wirtschaftsinformatik studiert hat. Man kann sich mit ihr auf Lateinisch unterhalten, also in einer toten Sprache, die dadurch gewissermaßen lebendig wird, und ihr Fragen zur Grammatik stellen. Getestet wurde sie von einer einschlägigen Expertin. Ein Nutzen besteht laut Karim N’diaye darin, dass man rund um die Uhr auf Latein kommunizieren kann und dabei überlegen muss, was und wie man schreibt. Eine Gefahr sei, dass immer wieder Fehler in den Antworten enthalten sind. So ist zuweilen die Wortreihenfolge nicht korrekt. Zudem kann es sein, dass der Sinn verdreht wird. Dies kann bei einem menschlichen Lehrer freilich auch passieren, und der Lernende sollte in jedem Falle wachsam sein und nach Fehlern suchen. Ohne Zweifel ist @ve ein Tool, das mit Gewinn in den Lateinunterricht integriert werden kann. Dort können die Schüler berichten, was sie mit ihr zu Hause erlebt haben, und sie können mit ihr vor Ort alleine oder in der Gruppe, vom Lehrer begleitet, einen Schwatz halten. Seit Ende November 2023 liegt ein Working Paper mit dem Titel „@ve: A Chatbot for Latin“ vor. Es wurde bereits im Sommer verfasst. Der Chatbot läuft voraussichtlich noch bis Ende des Jahres.

Abb.: Mit @ve kann man auf Latein plaudern (Bild: Ideogram)

Ein mächtiges Werkzeug

Das Schweizer Magazin Bref hat im Juni 2023 ein Interview mit Prof. Dr. Oliver Bendel abgedruckt. Es geht darin u.a. um künstliche Intelligenz, etwa um Sprachmodelle, die ChatGPT und Bildgeneratoren wie DALL-E zugrunde liegen – und eigenen Projekten wie @ve und @llegra. Mit diesen Chatbots sollen tote und gefährdete Sprachen wiederbelebt bzw. gerettet werden. In früheren Projekten pflanzten die Teams um Oliver Bendel den Chatbots im Kontext der Maschinenethik vor allem moralische Regeln ein. Gegen Ende des Interviews heißt es: „Wir sollten immer daran denken: Die KI ist ein Werkzeug. Wir haben es geschaffen und wir haben die Macht, es zu gestalten und zu kontrollieren. Als Maschinenethiker habe ich dafür gesorgt, dass unseren Chatbots moralische Regeln eingepflanzt werden, an die sie sich strikt halten. Sie erkennen Probleme des Benutzers, die wir vorausgesehen haben, verhalten sich ihm gegenüber moralisch adäquat und machen immer wieder deutlich, dass sie nur Maschinen sind. Das alles ist sehr verlässlich.“ Das Interview kann über brefmagazin.ch/artikel/der-digitale-graben-wird-durch-die-ganze-welt-gehen/ aufgerufen werden.

Abb.: Ein Schweizer Taschenmesser

AI or what the ChatGPT

Am 20. Juni 2023 hält Prof. Dr. Oliver Bendel einen Onlinevortrag für LeLa, das Lernlabor Hochschuldidaktik für Digital Skills, ein Kooperationsprojekt der fünf Zürcher Hochschulen ETH Zürich, PHZH, UZH, ZHAW und ZHdK. „Ethische Implikationen generativer KI“ sind das Thema. Zunächst klärt der Technikphilosoph den Begriff der generativen KI (engl. „generative AI“). Dann stellt er aus Sicht von Informations- und Maschinenethik verschiedene Überlegungen zu diesem Bereich an, wobei er vor allem auf ChatGPT fokussiert. So ist die Frage, woher die Daten für das zugrunde liegende Sprachmodell kommen und unter welchen Bedingungen das Reinforcement Learning from Human Feedback abläuft. Zudem dürfte relevant sein, welche Daten man beim Prompt preisgibt und welche Prompts auf welche Art und Weise zurückgewiesen werden. Ein weiteres Problemfeld ist das Halluzinieren der Sprachmodelle bzw. der darauf basierenden Anwendungen. Diese verdrehen Fakten und erfinden Referenzen. Mit Visual ChatGPT soll man über Texteingaben Bilder generieren und dann einzelne Elemente editieren können. Solche und andere Bildgeneratoren wie DALL-E, Stable Diffusion und Midjourney werfen wiederum zahlreiche ethische Fragen auf, auch mit Blick auf den Kunstbereich. GPT-3 und GPT-4 bzw. ChatGPT sind nicht nur für bzw. als Chatbots und Contentgeneratoren relevant, sondern auch für Industrie- und Serviceroboter. In diesem Bereich hat indes vor allem das Sprachmodell PaLM-E Aufmerksamkeit erregt. Indem Bilddaten und Daten zu Zuständen und Ereignissen integriert werden, werden Virtualität und Realität verbunden. Konkret kann der Benutzer mit Hilfe eines Prompts einem Roboter eine Anweisung geben, die dieser dann in seiner Umgebung ausführt, die er vorher beobachtet hat und weiter beobachtet. Dabei sind wiederum Herausforderungen vorhanden, etwa mit Blick auf Verlässlichkeit und Haftung. Weitere Informationen zur Reihe „AI or what the ChatGPT“ über dizh.ch/event/was-sind-die-ethische-implikationen-generativer-ki/.

Abb.: Ein mit einem Bildgenerator erstelltes Bild

Claude nutzt Constitutional AI

Die Maschinenethik kennt ganz unterschiedliche Ansätze. Man kann moralische Regeln und Werte in Systeme und Maschinen einpflanzen. Sie können vom Entwickler stammen oder von einer Ethikkommission. Sie können auch in einem mehrstufigen Verfahren von verschiedenen Interessengruppen entwickelt worden sein. Die Maschinen halten sich strikt an die moralischen Regeln und Werte – dies ist der Normalfall und der Fall bei Maschinen wie GOODBOT, BESTBOT oder HAPPY HEDGEHOG – oder passen sie selbst an. Wenn sie sie selbst anpassen, kann Machine Learning zum Einsatz kommen. Eine Ergänzung ist das Moralmenü, das dem Benutzer oder Besitzer die Auswahl verschiedener Optionen erlaubt. Bei Sprachmodellen gibt es ebenfalls mehrere Möglichkeiten. Dass sie bestimmte Prompts verweigern, wurde ihnen i.d.R. einprogrammiert. Dass sie in eine bestimmte Richtung tendieren, etwa was Atomkraft angeht, kann am Reinforcement Learning from Human Feedback (RLFH) liegen. Das Unternehmen Anthropic, gegründet von ehemaligen Open-AI-Mitarbeitern, trainiert laut The Verge seinen Chatbot Claude – der auf einem Sprachmodell basiert – mit Hilfe von ethischen Prinzipien. Es greift u.a. auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen und die Nutzungsbedingungen von Apple zurück. Es handelt sich laut Mitgründer Jared Kaplan um Constitutional AI – im Grunde nichts anderes als eine spezifische Methode der Maschinenethik. Er erklärt: „The basic idea is that instead of asking a person to decide which response they prefer [with RLHF], you can ask a version of the large language model, ‚which response is more in accord with a given principle?'“ (The Verge, 9 May 2023) Im Paper „Constitutional AI: Harmlessness from AI Feedback“ erklärt eine Forschergruppe um Yuntao Bai: „We experiment with methods for training a harmless AI assistant through self-improvement, without any human labels identifying harmful outputs. The only human oversight is provided through a list of rules or principles, and so we refer to the method as ‚Constitutional AI‘. The process involves both a supervised learning and a reinforcement learning phase.“ Das Paper erwähnt Maschinenethik nicht einmal – aber diese Disziplin wird durch die Anwendung bei Sprachmodellen einen weiteren Aufschwung erleben.

Abb.: Der Chatbot Claude (Foto: Anthropic)

ChatGPT aus Sicht von Informations- und Maschinenethik

Am 26. Mai 2023 hält Prof. Dr. Oliver Bendel einen Gastvortrag beim scil-Modul „Dialogorientierte Lern- und Assistenzsysteme“ an der Universität St. Gallen. Er stellt aus Sicht von Informations- und Maschinenethik verschiedene Überlegungen zu ChatGPT an. Zunächst ist die Frage, woher die Daten für das zugrunde liegende Sprachmodell kommen und unter welchen Bedingungen das Reinforcement Learning from Human Feedback abläuft. Zudem dürfte relevant sein, welche Daten man beim Prompt preisgibt und welche Prompts auf welche Art und Weise zurückgewiesen werden. Ein weiteres Problemfeld ist das Halluzinieren der Sprachmodelle bzw. der darauf basierenden Anwendungen. Diese verdrehen Fakten und erfinden Referenzen. Nicht zuletzt ergeben sich für zahlreiche Anwendungsfelder wie Aus- und Weiterbildung besondere Herausforderungen … Mit Visual ChatGPT soll man man über Texteingaben Bilder generieren und dann einzelne Elemente editieren können. Solche und andere Bildgeneratoren wie DALL-E, Stable Diffusion und Midjourney werfen wiederum zahlreiche ethische Fragen auf. GPT-3 und GPT-4 bzw. ChatGPT sind nicht nur für bzw. als Chatbots und Contentgeneratoren relevant, sondern auch für Industrie- und Serviceroboter. In diesem Bereich hat indes vor allem das Sprachmodell PaLM-E Aufmerksamkeit erregt. Indem Bilddaten und Daten zu Zuständen und Ereignissen integriert werden, werden Virtualität und Realität verbunden. Konkret kann der Benutzer mit Hilfe eines Prompts einem Roboter eine Anweisung geben, die dieser dann in seiner Umgebung ausführt, die er vorher beobachtet hat und weiter beobachtet. Dabei sind wiederum Herausforderungen vorhanden, etwa mit Blick auf Verlässlichkeit und Haftung. Oliver Bendel hat vor einem Vierteljahrhundert an der Universität St. Gallen gearbeitet – als Leiter des CC E-Learning – und geforscht, zu Conversational Agents und Embodied Conversational Agents in Lernumgebungen, sogenannten Pedagogical Agents. Weitere Informationen zum scil über www.scil.ch.

Abb.: Was sagt der Chatbot und warum?

When Robots Mix Cocktails

From March 27-29, 2023, the AAAI 2023 Spring Symposia will feature the symposium „Socially Responsible AI for Well-being“ by Takashi Kido (Teikyo University, Japan) and Keiki Takadama (The University of Electro-Communications, Japan). The venue is usually Stanford University. For staffing reasons, this year the conference will be held at the Hyatt Regency in San Francisco. On March 28, Prof. Dr. Oliver Bendel and Lea Peier will present their paper „How Can Bar Robots Enhance the Well-being of Guests?“. From the abstract: „This paper addresses the question of how bar robots can contribute to the well-being of guests. It first develops the basics of service robots and social robots. It gives a brief overview of which gastronomy robots are on the market. It then presents examples of bar robots and describes two models used in Switzerland. A research project at the School of Business FHNW collected empirical data on them, which is used for this article. The authors then discuss how the robots could be improved to increase the well-being of customers and guests and better address their individual wishes and requirements. Artificial intelligence can play an important role in this. Finally, ethical and social problems in the use of bar robots are discussed and possible solutions are suggested to counter these.“ More Information via aaai.org/conference/spring-symposia/sss23/.

Fig.: When robots mix cocktails

Generative KI im Wirtschaftslexikon

„Generative KI (‚KI‘ steht für ‚künstliche Intelligenz‘) ist ein Sammelbegriff für KI-basierte Systeme, mit denen auf scheinbar professionelle und kreative Weise alle möglichen Ergebnisse produziert werden können, etwa Bilder, Video, Audio, Text, Code, 3D-Modelle und Simulationen. Menschliche Fertigkeiten sollen erreicht oder übertroffen werden. Generative KI kann Schüler, Studenten, Lehrkräfte, Büromitarbeiter, Politiker, Künstler und Wissenschaftler unterstützen und Bestandteil von komplexeren Systemen sein. Man spricht auch, dem englischen Wort folgend, von Generative AI, wobei ‚AI‘ die Abkürzung für ‚Artificial Intelligence‘ ist.“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag, der am 22. Februar 2023 im Gabler Wirtschaftslexikon erschienen ist. Es werden Informationen zu Entwicklung und Hintergrund sowie einige Beispiele für Anwendungen gegeben. Am Ende wird die Perspektive der Ethik eingenommen, unter besonderer Berücksichtigung der Informationsethik. Der Beitrag von Oliver Bendel kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/generative-ki-124952 abgerufen werden.

Abb.: Von Midjourney generiertes Porträt

Sieht unheimlich echt aus!

Adrian Lobe stellte einige Fragen an Oliver Bendel, die sich auf Generative AI bezogen. Im Fokus waren KI-basierte Bildgeneratoren, die inzwischen fotorealistische Abbildungen erschaffen können. Solche legte der Journalist dem in Zürich lebenden Professor vor und wollte von ihm wissen, wie er diese Retortenmenschen aus ethischer Sicht bewertet. Die Antwort begann mit den folgenden Worten: „Es spricht zunächst nichts dagegen, mit Hilfe von KI-basierten Bildgeneratoren fiktive Frauen und Männer zu erschaffen, also Avatare oder Hologramme. Man schadet niemandem, wenn die Bilder auf dem Bildschirm oder in einem Gerät erscheinen. Problematischer sind Deep Fakes, die reale Personen teilweise oder gesamthaft abbilden. Sie können die Menschenwürde verletzen, vor allem bei sexuellen Darstellungen. Aus ästhetischer Sicht ist es interessant, Menschen auf die Welt zu bringen, die man selbst schön findet, die man aber weder in den Medien noch im Alltag antrifft. Es wird ein Mensch gemacht, hat Wagner in ‚Faust II‘ ausgerufen, als Mephistopheles zu ihm getreten ist. Allerdings war es nur ein kleiner Homunkulus. Nun kann man seinen Traum verwirklichen und eine realistische Figur nach seinen Wünschen kreieren. Das ist auch aus ethischer Sicht relevant – denn es kann zu einem guten, erfüllten Leben beitragen. Vielleicht werden einem bestimmte Wünsche auch erst klar. Man versteht besser, was man will und was man nicht will, was man schön findet und was nicht. Man lernt sich besser kennen und kann auch anderen mitteilen, was man will und schön findet. Nur werden sich nicht alle Wünsche erfüllen lassen. Und eine Partnerschaft ist auch kein Wunschkonzert.“ Es folgten durchaus kritische Anmerkungen zur Praxis des Bildergenerierens sowie weitere Antworten auf weitere Fragen. Einzelne Statements wurden in den Artikel „Sieht unheimlich echt aus!“ (auch: „Unheimlich echt!“) übernommen, der am 27. Februar 2023 in ca. 20 Schweizer Zeitungen erschienen ist, etwa in der Aargauer Zeitung, in der Luzerner Zeitung und im St. Galler Tagblatt, und auf den in der Folge etwa bei 20 Minuten Bezug genommen wurde.

Abb.: Goethe und Schiller

Überlegungen zum künstlichen Bewusstsein

„Was sollte Ihrer Einschätzung nach zum Thema ‚Bewusste Künstliche Intelligenz‘ diskutiert werden, geschehen oder unterbleiben? Welche Forschungsansätze und Narrative gehören weiterentwickelt, aufgelöst und ersetzt, welche Irrwege endlich beendet, und welche Ansätze und Nischen sollten deutlich mehr Aufmerksamkeit erhalten? Aus welchen Gründen wird derzeit überhaupt über Künstliches Bewusstsein gesprochen, und was halten Sie für vielversprechend, möchte man ‚Bewusstsein‘ künstlich bewirken?“ Diese Fragen stellte Ende 2020 das KIT – Karlsruher Institut für Technologie verschiedenen Experten auf dem Gebiet. Oliver Bendel reichte im Frühjahr 2021 den Beitrag „Soziale Roboter und ihr Sprung in die Zukunft“ ein. Er stellte die drei Disziplinen Künstliche Intelligenz, Maschinenethik und Maschinelles Bewusstsein (Künstliches Bewusstsein) in einen Zusammenhang und klärte, welchen Gegenstand sie jeweils haben und welchen Ursprung oder welches Vorbild dieser wiederum hat. Dann zeigte er auf, wie die Soziale Robotik die drei Disziplinen einbezieht und ausnutzt. Der Band soll 2023 bei KIT Scientific Publishing unter dem Titel „Künstliche Intelligenz und Bewusstsein – Statements 2021“ erscheinen. Der Beitrag kann hier als Preprint heruntergeladen werden.

Abb.: Überlegungen zum künstlichen Bewusstsein

Neue Antwortmaschinen

Stephanie Schnydrig von CH Media war im Gespräch mit Oliver Bendel und fragte u.a., wie ChatGPT und Co. unsere Art, Dinge im Internet zu suchen, verändern werden. Die Antwort des Wirtschaftsinformatikers und Technikphilosophen lautete: „Die Benutzer erhalten nicht nur eine Liste mit Websites, sondern auch eine Antwort in natürlicher Sprache bzw. einen fertigen Text. So kann man bei Bing – in das ChatGPT integriert ist – nach einem Rezept für ein Drei-Gänge-Menü für sechs Personen fragen, die sich vegetarisch ernähren. Bing schlägt nicht nur das Drei-Gänge-Menü vor, sondern erlaubt auch gezielte Nachfragen zur Zubereitung. Die Benutzer müssen nicht hunderte von Rezepten vergleichen und bewerten. Ihr Aufwand reduziert sich. Zugleich stellt sich die Frage, ob das Rezept wirklich etwas taugt. Aus welchen Quellen stammt es? Und sind wirklich alle Gänge vegetarisch? Wen kann ich zur Verantwortung ziehen, wenn etwas schiefgeht? Zum Teil können die Systeme die Quellen nennen, zum Teil aber auch nicht – Machine Learning verwischt sozusagen die Herkunft ein Stück weit. Vermutlich werden wir, sofern die Systeme gesprochene Sprache beherrschen, viel mehr mit Suchmaschinen sprechen als früher. Die Ausgaben taugen grundsätzlich zum Dialog, und die Systeme finden auf fast alles eine Antwort. Ich konnte schon vor Jahren Google Assistant fragen, wer Rihanna ist. Der Sprachassistent hat die Antwort auf Wikipedia gefunden und vorgelesen. Heute bedient sich ein Tool aus tausenden Quellen und variiert die Antwort. Man hat ganz andere Möglichkeiten.“ Es wurden weitere Fragen gestellt und Antworten gegeben. Die eine oder andere Aussage wurde im Artikel „Bingen wir bald, anstatt zu googeln?“ verwendet, der am 9. Februar 2023 in der Luzerner Zeitung und verschiedenen anderen Schweizer Zeitungen erschienen ist.

Abb.: Wie lautet die Antwort?

Robots in Bars, Cafés, and Restaurants

As part of the AAAI 2023 Spring Symposia in San Francisco, the symposium „Socially Responsible AI for Well-being“ is organized by Takashi Kido (Teikyo University, Japan) and Keiki Takadama (The University of Electro-Communications, Japan). The paper „How Can Bar Robots Enhance the Well-being of Guests?“ by Oliver Bendel and Lea K. Peier was accepted. The talk will take place between March 26 and 29, 2023 at Hyatt Regency, San Francisco Airport. The symposium website states: „For our happiness, AI is not enough to be productive in exponential growth or economic/financial supremacies but should be socially responsible from the viewpoint of fairness, transparency, accountability, reliability, safety, privacy, and security. For example, AI diagnosis system should provide responsible results (e.g., a high-accuracy of diagnostics result with an understandable explanation) but the results should be socially accepted (e.g., data for AI (machine learning) should not be biased (i.e., the amount of data for learning should be equal among races and/or locations). Like this example, a decision of AI affects our well-being, which suggests the importance of discussing ‚What is socially responsible?‘ in several potential situations of well-being in the coming AI age.“ (Website AAAI) According to the organizers, the first perspective is „(Individually) Responsible AI“, which aims to clarify what kinds of mechanisms or issues should be taken into consideration to design Responsible AI for well-being. The second perspective is „Socially Responsible AI“, which aims to clarify what kinds of mechanisms or issues should be taken into consideration to implement social aspects in Responsible AI for well-being. More information via www.aaai.org/Symposia/Spring/sss23.php#ss09.

Fig.: Humans and robots can bring water

Grundlagen der KI-Ethik

Wie bereits in seinen Büchern „400 Keywords Informationsethik“ und „450 Keywords Digitalisierung“ beschäftigt sich Prof. Dr. Oliver Bendel im Gabler Wirtschaftslexikon mit der KI-Ethik. Er stellt ausführlich dar, wie diese mit den klassischen Bereichsethiken und mit der Maschinenethik verbunden ist. Am Ende heißt es: „Die KI-Ethik erhält Auftrieb durch Entwicklungen seit 2022 wie ChatGPT, DeepL Write und DALL-E 2 oder Lensa. Zunächst handelt es sich dabei um ebenso mächtige wie disruptive Tools. Bei ChatGPT stellt sich die Frage, wie fehleranfällig und vorurteilsbeladen das Reinforcement Learning from Human Feedback (RLHF) ist. Zudem kann die Datenqualität unter die Lupe genommen werden. Auch wenn Dokumente und Quellen von Arbeitskräften klassifiziert und qualifiziert werden, bedeutet das nicht unbedingt, dass ihre Verwendung unproblematisch ist. Die Arbeitsverhältnisse selbst thematisiert die Wirtschaftsethik. Bei DeepL Write kann man beanstanden, dass dieses Lektorprogramm offensichtlich nicht den Regeln des Rechtschreibrats, sondern eigenen Regeln folgt. So werden Rechtschreibfehler, die mit Sonderzeichen im Wortinneren zusammenhängen, also mit einer sogenannten geschlechtergerechten Sprache, nicht als solche erkannt bzw. beanstandet. Dies kann man in der Informationsethik und in der Medienethik untersuchen. DALL-E 2 und Lensa schaffen auf der Grundlage von Text- und Bildmaterial wirkungsstarke Visualisierungen. Angeblich werden bei Lensa die weiblichen Avatare sexualisiert, was aber nicht von allen Benutzern bestätigt werden kann. Die KI-Ethik dringt zum Kern vor, zum Machine Learning, und widmet sich der Herkunft und Qualität der Daten und dem Aufbau, der Anpassung und der Weiterentwicklung der Algorithmen. Sie behandelt mehr und mehr, wie Roboterethik und Maschinenethik, ganz grundsätzliche Aspekte, etwa in Bezug auf das Verhältnis zwischen (den Funktionsweisen und Endresultaten) künstlicher und menschlicher Intelligenz.“ Der Beitrag ist am 24. Januar 2023 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/ki-ethik-124922 abgerufen werden.

Abb.: Wo sich Mensch und Maschine berühren