Kokeshi 2.0

Das Cybrothel in Berlin, entstanden aus einem Kunstprojekt, kann mit neuen Attraktionen aufwarten. Dazu gehört die Alienfrau Liara – und Kokeshi 2.0. Zu dieser heißt es auf der Website: „Entdecke die Geheimnisse der Maschinenliebe hautnah. Revolutionäre Robotik trifft auf streichelzartes TPE und verschmilzt zur leidenschaftlichen [Doll] namens Kokeshi 2.0. Spiel mit ihr und lass deine Fantasie Wirklichkeit werden. Im immersiven Spiel mit einer Stimmschauspielerin kannst du zum ersten Mal auf eine Reise in die Welt des Cyborg Sex begeben. Tauch in sie ein! Fühl, wie sie zum Leben erwacht! Komm mit ihr!“ (Website Cybrothel) Man kann von einer „enhanced doll“ sprechen, wie im Falle von Emma aus China. Wie diese hat Kokeshi 2.0 eine Körpertemperatur, die der von Menschen entspricht. Besonders an ihr ist – neben der erwähnten echten Stimme – die „Taille-Hüfte-Drehung“: Sie reibt ihre Hüften gegen die des Benutzers. Zudem beherrscht das System ein „Oralsaugen“. Über das Etablissement hat Bild TV die Doku „Hey, Puppe“ gedreht, in der neben anderen der Cybrothel-Betreiber Philipp Fussenegger und der Wirtschaftsinformatiker und Technikphilosoph Oliver Bendel zu Wort kommen. Letzterer hat 2020 das Buch „Maschinenliebe“ herausgegeben, mit Beiträgen renommierter Psychologen, Sexualwissenschaftler und Roboterexperten.

Abb.: Kokeshi 2.0 (Foto: Cybrothel)

Technikfolgenabschätzung im Parlament

„Die parlamentarische Technikfolgenabschätzung oder Technologiefolgenabschätzung zielt auf Analyse und Bewertung der Wirkungen und Folgen einer Technik bzw. Technologie ab, insbesondere in prospektiver Absicht, und ist trotz (oder auch wegen) der kaum noch zu übersehenden Problemgebiete und der kaum noch zu bewältigenden Komplexität nach wie vor ein wichtiges Instrument bei der Beratung der Politik. Sie wird durch TA-Einrichtungen des Parlaments oder außerhalb des Parlaments betrieben, in manchen Ländern wie in Finnland und Griechenland sogar von Mitgliedern des Parlaments selbst.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon von Oliver Bendel zur parlamentarischen Technikfolgenabschätzung. Es werden TA-Einrichtungen in den deutschsprachigen Ländern aufgezählt und – nach der Betonung der interdisziplinären Herangehensweise – Themen und Schwerpunkte genannt. Der Wissenschaftsfreiheit gehören die letzten Zeilen. Der ganze Beitrag – erschienen ist er am 6. Mai 2024 – kann hier aufgerufen werden.

Abb.: Ein Joystick

Zur parlamentarischen Technikfolgenabschätzung

„Die parlamentarische Technikfolgenabschätzung oder Technologiefolgenabschätzung zielt auf Analyse und Bewertung der Wirkungen und Folgen einer Technik bzw. Technologie ab, insbesondere in prospektiver Absicht, und ist trotz (oder auch wegen) der kaum noch zu übersehenden Problemgebiete und der kaum noch zu bewältigenden Komplexität nach wie vor ein wichtiges Instrument bei der Beratung der Politik. Sie wird durch TA-Einrichtungen des Parlaments oder außerhalb des Parlaments betrieben, in manchen Ländern wie in Finnland und Griechenland sogar von Mitgliedern des Parlaments selbst.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon von Oliver Bendel zur parlamentarischen Technikfolgenabschätzung. Es werden TA-Einrichtungen in den deutschsprachigen Ländern aufgezählt und – nach der Betonung der interdisziplinären Herangehensweise – Themen und Schwerpunkte genannt. Der Wissenschaftsfreiheit gehören die letzten Zeilen. Der ganze Beitrag – erschienen ist er am 6. Mai 2024 – kann hier aufgerufen werden.

Abb.: Technikfolgenabschätzung gibt es auf der ganzen Welt

Oliver Bendel ist Mitglied des Stiftungsrats

„Der Wirtschaftsinformatiker und Ethiker Prof. Dr. Oliver Bendel gehört ab sofort dem Stiftungsrat an.“ Dies meldet die Daimler und Benz Stiftung Ende August 2022 auf ihrer Website. „Gegenwärtig forscht und lehrt er an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel, Olten und Brugg-Windisch. Zuvor war er unter anderem am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen sowie am Institut für Bildungsmedien der Pädagogischen Hochschule Bern tätig.“ (Website Daimler und Benz Stiftung) Weiter heißt es: „Bendels Interesse gilt der Technikphilosophie. Er untersucht das Verhältnis zwischen Mensch bzw. Tier und Maschine, wobei er insbesondere danach fragt, wie Maschinen der Zukunft beschaffen sein werden und sollten. Zu seinen wichtigsten Disziplinen zählen die Informations-, Maschinen- und Roboterethik. Die Daimler und Benz Stiftung freut sich, mit Bendel einen Wissenschaftler mit großer interdisziplinärer und internationaler Expertise im Stiftungsrat begrüßen zu dürfen.“ (Website Daimler und Benz Stiftung) Die Meldung mit der Überschrift „Prof. Dr. Oliver Bendel in den Stiftungsrat kooptiert“ ist über www.daimler-benz-stiftung.de/cms/de/home-de-de/aktuell/535-prof-dr-oliver-bendel-in-den-stiftungsrat-kooptiert.html aufrufbar.

Abb.: Oliver Bendel (Foto: Kai R. Joachim)

Der Terminator lässt grüßen

Als umgekehrter oder umgedrehter Cyborg („reversed cyborg“ oder „inverted cyborg“) kann nach den Ausführungen von Oliver Bendel eine technische Struktur gelten, in die eine biologische eingepasst wird. Es handelt sich, so der Informations- und Maschinenethiker, vorrangig um einen Topos von Science-Fiction, wie im Falle von „Terminator“ aus dem Jahre 1984. In seinem Beitrag „Überlegungen zu Bio- und Bodyhacking“ (HMD, 10. März 2020) schreibt er: „In Experimenten konnten Schweinehirne außerhalb des Körpers am Leben gehalten werden … Sollte es eines Tages gelingen, Gehirne oder andere Organe in Roboter einzupflanzen, mit der Folge, dass diese von ihnen gesteuert oder wesentlich ergänzt werden, würde der umgekehrte Cyborg resultieren. Von einem solchen könnte man freilich schon sprechen, wenn Gehirn- und Nervenzellen in technischen Strukturen heranwachsen und sich mit diesen funktional verbinden, etwa indem elektrische Signale auf Aktoren einwirken.“ Ein dreigliedriger Roboterfinger, der mit menschlicher Haut überzogen ist, kann ebenfalls Teil eines umgekehrten Cyborgs sein. Beschrieben wird er im Artikel „Living skin on a robot“ von Michio Kawai, Minghao Nie, Haruka Oda, Yuya Morimoto und Shoji Takeuchi (Universität Tokio), erschienen am 9. Juni 2022 im Journal Matter. Selbst Wundheilung soll bei ihm erfolgreich stattfinden. Mit der Haut könnte im Prinzip auch eine ganze Roboterhand und sogar ein Roboterkopf überzogen werden. Der Terminator lässt grüßen.

Abb.: Der Terminator

Die Doppelgänger von Agnetha und Co.

Bei Deutschlandfunk Kultur sprach am frühen Morgen des 27. Mai 2022 der Moderator Dieter Kassel mit Prof. Dr. Oliver Bendel über die ABBA-Show Voyage in London und die ABBAtare. Diese speziellen Avatare wurden mit hohem Aufwand generiert. Man hat Agnetha, Björn, Anni-Frid und Benny wochenlang ihre Songs vortragen lassen und dabei ihre Bewegungen beim Tanzen und ihre Emotionen beim Singen erfasst. Vor allem hat man Motion Capture verwendet. Die vier wurden in spezielle Ganzkörperanzüge gesteckt, auf denen Marker befestigt sind. Zudem wurde die Mimik aufgezeichnet, vor allem, um die Emotionen zeigen zu können. 160 Kameras haben von allen Seiten gefilmt. Die Gesichter wurden anschließend digital verjüngt. Und offensichtlich auch die Körper. Die Avatare werden direkt auf die Bühne projiziert. Man macht dies in diesem Fall mit Hilfe von Projektoren, Reflektoren und großen Flächen mit reflektierender Folie. Die Avatare sollten am Ende aussehen wie Hologramme, also eine Präsenz im Raum haben. Es ist in diesem Fall sozusagen keine physische Präsenz wie bei Robotern, sondern eine virtuelle. Wobei das nur die halbe Wahrheit ist, denn die Projektionsflächen sind physisch vorhanden. Man soll sie nur nicht sehen. In London tritt eine Band auf, die ABBA ist und doch nicht ABBA ist. Man könnte sogar sagen, dass die ABBAtare die Songs der Originale covern. Es handelt sich um Playback, aber die Avatare entwickeln ein Eigenleben. Björn hat dazu gesagt: „Ich sehe diesen jungen Typen auf dem Bildschirm und habe das Gefühl, der hat eine eigene Persönlichkeit. Das bin ich. Aber da ist auch noch etwas anderes.“ (Südkurier, 26. Mai 2022) Oliver Bendel veröffentlichte 2001 im „Lexikon der Wirtschaftsinformatik“ den Beitrag „Avatar“ und 2019 im Springer-Buch „AI Love You“ (2019) den Beitrag „Hologram Girl“ …

Abb.: Avatare erobern die Bühnen

Zivilisation und Zivilisierung

„Die Zivilisation entspringt der Kultur, indem wissenschaftlicher, technischer und wirtschaftlicher Fortschritt gebündelt werden, um Grundbedürfnisse einfach und bequem zu befriedigen, Gewohnheiten zu etablieren und Sicherheiten zu garantieren. Hervorstechende Merkmale sind die Bildung von Staaten und Städten, die Nutzung der Schrift, die Errichtung von Transport- und Kommunikationsnetzen, die Einrichtung eines Versorgungs- und Gesundheitssystems, die Neuorganisation der Arbeit im Sinne der Arbeitsteilung zur Mehrung des Wohlstands (zunächst zumindest einer Elite) und in einem späten Stadium die Entstehung der Konsumgesellschaft.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon zum Begriff der Zivilisation von Oliver Bendel, veröffentlicht am 2. Mai 2022. Am Ende wird auch die Perspektive der Ethik eingenommen: „Kulturkritik als Zivilisationskritik ist laut Duden die ‚Kritik an den Folgeerscheinungen der Zivilisation‘. Informationsethik, Technikethik, Medizinethik, Politikethik, Wirtschaftsethik und Umweltethik können hierbei eine Rolle spielen.“ Der Beitrag ist über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/zivilisation-123144 abrufbar.

Abb.: In den Ruinen der Zivilisation

Eine sehr kleine Abhandlung über die Welt

„Die Welt im weiteren Sinne ist die Gesamtheit von Materie, Raum und Zeit. Man kann sie zum einen als das Universum sehen, zum anderen als die Realität. Die Welt im engeren Sinne ist die Erde, ein von Wasser- und Landmassen bedeckter und von Tieren und Menschen bewohnter Planet. Den Mond mag man als Teil dieser Welt deuten, da er als Trabant die Erde begleitet und durch die Gezeiten prägt, die Sterne dagegen als Teil einer fernen, fremden Welt. Die Sonne, ein Gelber Zwerg, ist ebenfalls Teil der Welt im engeren Sinne und bestimmt die Geschicke auf dem blauen Planeten, der um sie kreist.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon zum Begriff der Welt von Oliver Bendel, veröffentlicht am 2. Mai 2022. Im zweiten Abschnitt, in dem die Entwicklung der Welt in aller Kürze dargelegt wird, kommen auch Roboter vor: „Neben Bakterien, Pilzen, Pflanzen, Tieren und Menschen etablieren sich Artefakte wie serviceorientierte oder soziale Roboter, die Interaktion und Kommunikation beherrschen und sich mit uns Räume und Ressourcen teilen.“ Im fünften Abschnitt wird u.a. auf Klimawandel und Umweltzerstörung eingegangen und in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Technik-, Wirtschafts- und Umweltethik betont. Der Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/welt-123142 aufgerufen werden.

Abb.: Ein Globus ist eine sehr kleine Darstellung der Welt

Bodyhacking as Movement, Enhancement, and Adaptation

Im November 2021 ist „Mensch. Maschine. Kommunikation“ (Hrsg. Sarah Brommer und Christa Dürscheid) im Narr-Verlag erschienen. Die beiden Herausgeberinnen führen in „Mensch-Mensch- und Mensch-Maschine-Kommunikation“ in die Thematik ein. Im Teil „Mensch-Mensch-Kommunikation via Maschine“ stammen die Beiträge von Linda Bosshart („WhatsApp, iMessage und E-Mail“), Roberto Tanchis und Leonie Walder („Animojis“), Mia Jenni („Die weinende, virtuelle Influencerin“) und Florina Zülli („‚Neuer Partner‘ in den Warenkorb hinzufügen?“). Der Teil „Mensch-Maschine-Kommunikation I: Kommunikation mit Robotern“ wird bestritten von Ilona Straub („Die Mensch-Roboter-Interaktion“), Jana Seebass („Roboter als Partnerersatz“), Rahel Staubli („Vertrauen in Lio und Co.“) und Andrea Knoepfli („Mit welchen Strategien erzeugen Pflegeroboter Vertrauen?“). Der Teil „Mensch-Maschine-Kommunikation II: Kommunikation mit Assistenzsystemen“ gehört Julia Degelo („Der wütende Mann, die höfliche Frau – und die Frage nach dem Dazwischen“) sowie Ann Fuchs und Zora Naef („Smart Homes im öffentlichen Diskurs“). Abgeschlossen wird das Buch (Teil „Exkurs: Mensch. Maschine. Menschmaschine“) von Oliver Bendel mit seinem Beitrag „Chips, Devices, and Machines within Humans“. Er geht auf „Bodyhacking as Movement, Enhancement, and Adaptation“ ein. Die Publikation kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Abb.: Vielleicht ein Bodyhacker?

From Man to Machine

In September 2021, the book „Mensch. Maschine. Kommunikation.“ will be published. It is edited by Sarah Brommer and Christa Dürscheid. One chapter (by Oliver Bendel) is in English and is entitled „Chips, Devices, and Machines within Humans: Bodyhacking as Movement, Enhancement, and Adaptation“. From the abstract: „This contribution about bodyhacking as movement, enhancement, and adaptation has three purposes. First, it aims to clarify terms in this field or to draw attention to the fact that they are used differently. Second, it wants to shed light on and explore a phenomenon that has a history but is also making history at the moment. Third, it wants to bring possible fields of application into play which remain unexplored, or which lie in the future. Literature analysis and own considerations and conclusions are used. The article first defines and distinguishes ‚biohacking‘, ‚bodyhacking‘, ‚human enhancement‘, ‚animal enhancement‘, ‚cyborg‘, and ‚transhumanism‘. It then addresses selected examples of bodyhacking. The author lists typical and known applications, ordered by their different objectives. He discusses actual and potential developments, for example as a response to potential crises and disasters (including pandemics) and in the context of satellites and foreign planets. On this basis, a brief philosophical discourse takes place leading to a summary and outlook. It turns out that bodyhacking brings opportunities with it, especially for the self-determined person, who takes his or her own body as a starting point and deals responsibly with the potentials. In this way, it can break with outdated conventions and create a new view of the body and its relationship with the environment. Moreover, it promises solutions to present and future problems. Of course, it also harbours moral and health risks.“ The book is available for pre-order now.  More information via www.narr.de/mensch-maschine-kommunikation-18471-1/.

Fig.: From man to machine

Über Androiden

Richard Butz hat ein Buch zur Literatur aus, in und über St. Gallen veröffentlicht. In einem Artikel in Saiten heißt es zu seinen „Streifzügen“: „Vergeblich suche man … eine literarische Auseinandersetzung mit der HSG; als eine der wenigen Ausnahmen nennt das Buch Oliver Bendels Roman ‚Künstliche Kreaturen‘; die Uni sei in der Literatur so wenig Thema wie in der Stadt generell.“ (Saiten, 29. April 2021) „Künstliche Kreaturen“ erschien 2008 im Leipziger Literaturverlag (Edition ERATA). Wie der Titel andeutet, ist es ein Roman (auch) über die Ideen- und Entwicklungsgeschichte von Menschmaschinen und Tierartefakten, über Talos, Pandora und die Androiden aus Frankreich und der Schweiz. Aus dem Klappentext: „Anna Wede wird auf eine Professur an einer Schweizer Hochschule berufen. Sie liebt ihre Wohnung, von der aus sie auf einen mächtigen Berg blickt, sie ist fasziniert von der ins Hochtal gelegten Stadt. Nicht zum ersten Mal hält sie ihre Vorlesung zur künstlichen Kreatur, in der sie auf Ideen der Antike ebenso eingeht wie auf Agenten und Avatare der Gegenwart. Lydie ist eine aufmerksame und zielstrebige schweizerische Studentin. Ihre Einladung zum Weintrinken in einem Lokal schlägt Anna nicht ab. Sie nähern sich an, vor allem körperlich und äußerlich. Die Studentin könnte Annas Phantasie entsprungen sein. Aber ihre Macht über die Professorin ist real.“ Das Buch kann u.a. als E-Book über alle bekannten Kanäle bezogen werden.

Abb.: Ein kämpfender Android

Wenn Cyborgs lieben

Ende Oktober 2020 ist das Buch „Maschinenliebe“ (Hrsg. Oliver Bendel) erschienen. Es enthält 16 Beiträge international renommierter Expertinnen und Experten. Der Beitrag „Posthumane Cyborgliebe“, der von Dr. Melike Şahinol stammt, wird im Abstract so zusammengefasst: „In diesem Beitrag werden Mensch-Maschine-Verhältnisse der spezifischen Art, nämlich die der Cyborgliebe, aus einer soziologischen Perspektive diskutiert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, die Anpassung des menschlichen Körpers an maschinelle Angebote im sexuellen Bereich aufzuzeigen. Dabei wird die technisch ver- und übermittelte Liebespraktik mit teledildonischen Maschinen fokussiert. Entsprechend sind die Fragen danach relevant, ob es sich bei der jeweiligen Anpassung um ein symbiotisches Verhältnis zwischen Mensch und Maschine handelt und ob bzw. wann man von Cyborgliebe sprechen kann. Denn auch wenn dies noch futuristisch anmutet, werden bei der Fülle und Weiterentwicklung von liebes- bzw. sexualitätsdinglichen Angeboten posthumanistische Tendenzen deutlich, die der romantischen Liebe, auf die das Konzept der Kernfamilie als zentraler Institution der Gesellschaft aufgebaut ist, den Boden unter den Füßen wegzuziehen scheinen. Liebe, so lautet die Hauptthese, stellt im posthumanen Zeitalter keine bloß soziale, sondern eine sozio-bio-technische Beziehung dar – vor allem dann, wenn es sich um die Liebe zu und mit Maschinen handelt.“ Das Buch kann über Springer bezogen werden. Wer einen Zugang zu SpringerLink hat, kann es kostenlos herunterladen.

Abb.: Wenn Cyborgs lieben

Faktor Mensch

Die HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik mit dem Titel „Faktor Mensch“, die im Juni 2020 erschienen ist, widmet sich u.a. Machine Learning, Augmented und Virtual Reality sowie Wearables und Phänomenen wie Bio- und Bodyhacking. Aus dem Call for Papers: „Informationssysteme sind soziotechnische Systeme, die aus maschinellen und menschlichen Teilsystemen bestehen. Der Mensch spielt selbstverständlich in der Entwicklung und Anwendung von Informationssystemen eine große Rolle. Aber nicht nur dort. Durch die fortschreitende Digitalisierung und die damit verbundene, immer stärkere Durchdringung der Lebens- und Arbeitswelten mit IT sehen sich Forscher und Praktiker der Wirtschaftsinformatik heute mit vielfältigen ethischen, gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen konfrontiert. Datenschutz und Informationssicherheit sind nur zwei Themen die zunehmend in allen Gesellschaftsschichten diskutiert werden.“ (CfP, HMD 333) Im Heft enthalten sind u.a. Beiträge von Sabine Pfeiffer, Sabrina Oppl, Kristin Weber und Oliver Bendel. Weitere Informationen über link.springer.com/journal/40702/57/3.

Abb.: Faktor Mensch

Die göttliche Maschine

Ein ehemaliger Google-Mitarbeiter, Anthony Levandowski, hat eine Bewegung gegründet, „Way of the Future“ genannt. Die Maschine (bzw. die künstliche Intelligenz) wird zu einem Gott gemacht. Der Schritt des Experten für selbstfahrende Autos ist durchaus konsequent. Einige Firmen im Silicon Valley haben engen Kontakt zu den Kirchen. Sie lassen sich von ihnen beraten, wie man Menschen für sich gewinnt und von einer Sache überzeugt. Insbesondere sollen die Mitarbeitenden vorbehaltlos an das Unternehmen glauben, bei dem sie arbeiten. Aber auch an die Kunden richtet sich die Heilsbotschaft. Sie sollen vor allem an das Produkt glauben. Interessant ist, dass Rechte für die Maschinen bzw. die KI gefordert werden: „In ‚recent‘ years, we have expanded our concept of rights to both sexes, minority groups and even animals, let’s make sure we find a way for ‚machines‘ to get rights too.“ (Website WOTF) Diese Idee ist einige Jahrzehnte alt, und in Roboterethik und Technikphilosophie ist es nicht gelungen, dafür eine überzeugende Begründung zu finden. Maschinen haben nichts, was Rechte entstehen lassen könnte, etwa Empfindungs- und Leidensfähigkeit. Die Frage ist zudem, ob man Göttern Rechte zusprechen muss, oder ob sie sich diese, gerade wenn sie real sind, nicht einfach nehmen. Interessant ist auch, dass das Menschenwerk nicht wie in anderen Religionen geleugnet, sondern explizit gemacht wird: Die Erschaffung von Gott ist Programm.

Abb.: Die göttliche Maschine