Über den Begriff des Pflegeroboters

Der Begriff des Pflegeroboters funktioniert wie alle Komposita, die „Roboter“ im hinteren Teil enthalten: Der vordere Teil verweist auf den Bereich, für den der Roboter speziell entwickelt wurde. Ob Therapie-, Sex- oder auch – um ein Beispiel jenseits der Serviceroboter zu nennen – Industrieroboter: In keinem Fall wird behauptet, dass der Bereich vollständig abgedeckt wird. Ob ein Mensch ersetzt oder ob und wie er ergänzt wird, ist jeweils unterschiedlich. Meist ist in dem Bereich, in dem der Roboter eingesetzt wird, auch noch Platz und Bedarf für andere Typen. So spielen in der Pflege bestimmte Reinigungs- oder Transportroboter eine Rolle. Diese kann man zusammen mit den Pflegerobotern, wenn sie sich für Alten- und Pflegeheime eignen und dort verwendet werden, unter den Begriff der Roboter in der Pflege subsumieren. Sie wurden vielleicht leicht angepasst, aber man könnte sie wiederum leicht angepasst womöglich auch im Hotel einsetzen. Relay von Savioke beispielsweise kann Blutproben und Verbandsmaterial von Station zu Station genauso wie eine Flasche Champagner zum Zimmer des Gasts transportieren. Auf ihn passt im ersten Verwendungsfall der Oberbegriff „Roboter in der Pflege“: Er wurde nicht speziell dafür entwickelt, wie ein Pflegeroboter, fügt sich aber in diesen Bereich ein (wogegen er in Außenanlagen wie Parks eine gewisse Mühe hätte). Eine neue Grafik von Oliver Bendel stellt den terminologischen Vorschlag übersichtlich dar.

Abb.: Eine begriffliche Klärung zu Pflegerobotern

Über das Leben

„Das Leben entstand mit der chemischen Evolution und bildete sich dann im Zuge der biologischen Evolution (auch einfach Evolution genannt) weiter aus. Lebewesen sind zum Leben fähige Einheiten, sogenannte Organismen, die u.a. zu den Bakterien, Pilzen, Pflanzen und Tieren zählen. Die Biologie … erforscht das Leben bzw. Lebewesen, zusammen mit der Chemie, einer weiteren Naturwissenschaft. Zu den Lebenswissenschaften gehören zudem Medizin, Agrartechnologie und Ernährungswissenschaften.“ So beginnt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel im Gabler Wirtschaftslexikon, erschienen am 1. April 2020. In einem Abschnitt über Leben und Tod wird auch auf soziale Roboter eingegangen: „Soziale Roboter mögen animaloid oder humanoid gestaltet sein und Eigenschaften von Lebewesen simulieren, sind aber nicht im eigentlichen Sinne sterblich: Sie verlassen nicht die Welt, sondern werden zu Schrott.“ Am Ende heißt es: „Das Leben auf der Erde ist vor knapp vier Milliarden Jahren entstanden und wird vielleicht noch sechs Milliarden bestehen, bis zum Erlöschen der Sonne, doch in welcher Form, steht in den Sternen.“ Der Beitrag des Informations- und Maschinenethikers kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/leben-122432 aufgerufen werden.

Abb.: Schildkröten leben lang

Was sind und tun soziale Roboter?

„Soziale Roboter sind sensomotorische Maschinen, die für den Umgang mit Menschen oder Tieren geschaffen wurden. Sie können über fünf Dimensionen bestimmt werden, nämlich die Interaktion mit Lebewesen, die Kommunikation mit Lebewesen, die Nähe zu Lebewesen, die Abbildung von (Aspekten von) Lebewesen sowie – im Zentrum – den Nutzen für Lebewesen. Bei einem weiten Begriff können neben Hardwarerobotern auch Softwareroboter wie gewisse Chatbots, Voicebots (Sprachassistenten oder virtuelle Assistenten) und Social Bots dazu zählen. Die Disziplin, die soziale Roboter – ob als Spielzeugroboter, als Serviceroboter (Pflegeroboter, Therapieroboter, Sexroboter, Sicherheitsroboter etc.) oder als Industrieroboter in der Art von Kooperations- und Kollaborationsrobotern (Co-Robots bzw. Cobots) – erforscht und hervorbringt, ist die soziale Robotik.“ So beginnt ein Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon. Er knüpft an die Definition an, die der Verfasser 2014 am selben Ort zu sozialer Robotik geliefert hat. Besonders an ihm ist neben den Dimensionen, die für jeden einzelnen Typ beschrieben werden können, die Einbeziehung von Tieren, nicht nur auf der Seite des Roboters, der Lebewesen aller Art imitieren kann, sondern auch auf der Seite seines Gegenübers. Nach dieser Sichtweise können soziale Roboter nicht nur Menschen, sondern auch Tiere erfreuen und unterstützen, mit Hilfe von Gestaltungsformen und Verhaltensweisen, die als angemessen wahrgenommen und die verstanden werden. Weiter unten heißt es: „Wenn die Maschinen zu moralisch adäquaten Entscheidungen fähig sein sollen, ist die Maschinenethik gefragt.“ Der Artikel von Oliver Bendel ist am 10. März 2020 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/soziale-roboter-122268 aufgerufen werden.

Abb.: Ein berühmter sozialer Roboter

Zum Einfluss der Roboter auf die Gesellschaft

„Roboter, Empathie und Emotionen“ – dieses Forschungsprojekt hatte die Einrichtung für Technologiefolgenabschätzung der Schweiz, die TA-SWISS, vor einiger Zeit ausgeschrieben. Den Zuschlag hat ein Konsortium von FHNW, ZHAW und Universität St. Gallen erhalten. Der Antragsteller, Prof. Dr. Hartmut Schulze von der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, deckt die Psychologie ab. Der Co-Antragsteller, Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW, nimmt die Perspektive von Informations-, Roboter- und Maschinenethik ein, die Co-Antragstellerin, Prof. Dr. Maria Schubert von der ZHAW, die der Pflegewissenschaft. Die TA-SWISS stellte auf ihrer Website fest: „Welchen Einfluss haben Roboter … auf unsere Gesellschaft und auf die Personen, die mit ihnen interagieren? Sind Roboter vielleicht eher Spitzel als Vertraute? … Was erwarten wir von diesen Maschinen beziehungsweise was dürfen wir effektiv von ihnen erwarten? Zahlreiche soziologische, psychologische, wirtschaftliche, philosophische und rechtliche Fragen im Zusammenhang mit dem gegenwärtigen und künftigen Einsatz und Potenzial der Roboter sind noch offen.“ (Website TA-SWISS) Das Kick-off-Meeting mit einer Begleitgruppe fand am 26. Juni 2019 in Bern statt.

Abb.: Drei Roboter

Moral und Maschine

In einem Artikel in der Welt am Sonntag (Sonderausgabe Industrie 4.0) finden sich Aussagen von Oliver Bendel zu moralischen Maschinen. Vorausgegangen war ein intensiver Austausch mit dem Redakteur Jürgen Bröker. Die Industrie und manche Wissenschaftler wollen nach Meinung von Bendel möglichst viele Roboter und Maschinen bauen und verkaufen, möglichst viele teilautonome und autonome Systeme, die selbstständig handeln. In einigen Bereichen sei das tatsächlich sinnvoll, etwa wenn etwas für Menschen zu gefährlich, zu zeitraubend oder zu aufwändig und zugleich eine gewisse Urteilskraft vonnöten wäre. In der intelligenten Fabrik nehmen Roboter dem Menschen anstrengende Tätigkeiten ab und arbeiten mit ihm Hand in Hand. Das ist u.a. ein Thema der sozialen Robotik. Bedauerlicherweise werden die Roboter auch Menschen ersetzen. In der Industrie 4.0 braucht es kaum noch Arbeiter. Im Militär erträumt man sich Drohnen und Kampfroboter, die selbstständig technische und menschliche Ziele identifizieren und eliminieren. Die Drohnen müssen dabei sehr komplexe moralische Entscheidungen treffen. Bendel ist nicht in der militärischen Forschung tätig. Und er wehrt sich gegen eine massenhafte Ausbreitung der Maschinen. Wenn man eine gewisse Anzahl in übersichtliche Situationen entlässt und sie besser im doppelten Sinne macht, findet er das nicht schlecht. Er fordert einfache moralische Maschinen. Komplexe moralische Maschinen wie Roboterautos, die im Straßenverkehr selbstständig entscheiden, ob sie die Frau, den Mann oder die Gruppe spielender Kinder töten sollen, wenn die Bremsen versagen und keine Ausweichmöglichkeit mehr besteht, seien keine gute Idee. Manche Industrievertreter möchten aber genau das haben, hochgetunte Maschinen mit einer komplexen Moral. Der Forscher glaubt, dass die Gesellschaft das nicht akzeptieren wird. Der Artikel mit dem Titel „Moral und Maschine“ ist am 12. April 2015 erschienen. Zusätzlich zur Papierversion gibt es eine Online-Version mit dem Titel „Wie viel Moral muss eine Maschine haben?“.

 

Maschinenethik in der DBW

In der Vorschau der Zeitschrift Die Betriebswirtschaft (DBW) finden sich Hinweise auf die Artikel „Do tax-induced share-deal price discounts exist?“ von Markus Diller und Thomas Theelen, „Steueraversion – Sind wir wirklich bereit auf Einkommen zu verzichten, nur um Steuern zu sparen?“ von Martin Fochmann und Arne Kleinstück sowie „Wirtschaftliche und technische Implikationen der Maschinenethik“ von Oliver Bendel. Es ist höchste Zeit, dass sich BWL und Wirtschaftsinformatik mehr um autonome Maschinen und mobile Roboter kümmern. „Soziale Robotik“ und „Industrie 4.0“ sind Buzzwords des Jahres 2014. Maschinenethik und Roboterethik werden in den Medien u.a. im Zusammenhang mit autonomen Autos und Servicerobotern wahrgenommen. Die wirtschaftlichen Implikationen liegen auf der Hand. Die Herausgeber der DBW sind Ingo Balderjahn (Potsdam), Mark Ebers (Köln), Marc Fischer (Köln), Christian Hofmann (München), Georg von Krogh (Zürich), Bernhard Pellens (Bochum), Kerstin Pull (Tübingen), Caren Sureth (Paderborn) und Martin Weber (Mannheim). Erscheinungsdatum der genannten Ausgabe ist der 1. August 2014.

Abb.: Ein goldener Pseudoroboter

CLEANINGFISH

Unsere Flüsse und Seen sind, wie unlängst Studien gezeigt haben, nicht besonders sauber. Von den Meeren ganz zu schweigen. In allen Gewässern ist Plastik, feingerieben oder in ganzer Pracht (etwa in Form einer PET-Flasche). Man könnte Roboterfische entwickeln, die Plastik aufspüren und auffressen, wie Blauwale das Plankton. Ab und zu wird das Geschäft verrichtet, auf einem speziellen Wasserklo. Größere Teile werden abgeschleppt, allein oder in der Gruppe. Die Fische stehen untereinander in Kontakt. Zusammen sind sie stark. In Flüssen können sie mit dem und gegen den Strom schwimmen, und einen kleinen See bekommen sie, sich vom Rand in die Mitte vorarbeitend, in einem Sommer sauber. Mit den Meeren ist es so eine Sache. Die sind ziemlich groß. Vielleicht wäre bei ihnen ein Schwarm von Blauwalrobotern in Originalgröße eine gute Idee. Die künstlichen Putzerfische könnten ihnen folgen, sie von Algen und Parasiten befreien und an ihnen, die auch Kraftwerke sind, ihren Energiebedarf decken. Noch besser wäre es, sie könnten sich vom Künstlichen oder vom Organischen ernähren und würden nur ein bisschen Wasser und Luft ausscheiden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

CLEANINGFISH

Abb.: Studie CLEANINGFISH