Working Paper zu @ve

Im Jahre 2022 wurde das Projekt @ve durchgeführt. Der Chatbot läuft auf der Website www.ave-bot.ch und auf Telegram. Er basiert auf GPT-3.0 von OpenAI, also auf einer älteren Version des Sprachmodells. Initiiert hat das Projekt Prof. Dr. Oliver Bendel, der sich verstärkt toten, ausgestorbenen und gefährdeten Sprachen widmet. Entwickelt wurde @ve von Karim N’diaye, der an der Hochschule für Wirtschaft FHNW Wirtschaftsinformatik studiert hat. Man kann sich mit ihr auf Lateinisch unterhalten, also in einer toten Sprache, die dadurch gewissermaßen lebendig wird, und ihr Fragen zur Grammatik stellen. Getestet wurde sie von einer einschlägigen Expertin. Ein Nutzen besteht laut Karim N’diaye darin, dass man rund um die Uhr auf Latein kommunizieren kann und dabei überlegen muss, was und wie man schreibt. Eine Gefahr sei, dass immer wieder Fehler in den Antworten enthalten sind. So ist zuweilen die Wortreihenfolge nicht korrekt. Zudem kann es sein, dass der Sinn verdreht wird. Dies kann bei einem menschlichen Lehrer freilich auch passieren, und der Lernende sollte in jedem Falle wachsam sein und nach Fehlern suchen. Ohne Zweifel ist @ve ein Tool, das mit Gewinn in den Lateinunterricht integriert werden kann. Dort können die Schüler berichten, was sie mit ihr zu Hause erlebt haben, und sie können mit ihr vor Ort alleine oder in der Gruppe, vom Lehrer begleitet, einen Schwatz halten. Seit Ende November 2023 liegt ein Working Paper mit dem Titel „@ve: A Chatbot for Latin“ vor. Es wurde bereits im Sommer verfasst. Der Chatbot läuft voraussichtlich noch bis Ende des Jahres.

Abb.: Mit @ve kann man auf Latein plaudern (Bild: Ideogram)

Plaudern wie die alten Römer

Chatbots und Sprachassistenten – sogenannte Conversational Agents – entstanden an der Hochschule für Wirtschaft FHNW von 2012 bis 2022 vor allem im Kontext der Maschinenethik und Sozialen Robotik. Prof. Dr. Oliver Bendel möchte sich nun verstärkt um tote, ausgestorbene und gefährdete Sprachen kümmern. @ve ist ein erster Versuch in dieser Richtung. Gewonnen werden konnte dafür im September 2022 der Entwickler Karim N’diaye. Er stellte am 17. November 2022 an der Hochschule die Zwischenergebnisse vor. Der Chatbot basiert auf GPT-3, einem Sprachmodell, das Deep Learning einsetzt, um natürlichsprachliche Fähigkeiten zu erlangen. Das neuronale Netzwerk weist etwa 175 Milliarden Parameter auf, was einen Rekord darstellt. Kombiniert mit einer Wissensdatenbank, welche Informationen über die lateinische Sprache enthält, kann @ve präzise Antworten auf Benutzeranfragen generieren. Mit ihr kann man also auf Lateinisch plaudern und etwas darüber erfahren. Weitere Projekte mit Chatbots und Sprachassistenten ab 2023 sollen sich gefährdeten und aussterbenden Sprachen widmen. Latein wird an vielen Schulen und Hochschulen gelehrt und immer noch für das eine oder andere Studium – etwa der Philosophie – vorausgesetzt respektive gewünscht. Mit „Romulus“ hat Sky Italia eine Serie in dieser toten Sprache produziert und sie damit ein Stück weit lebendig gemacht. In Deutschland ist sie auf Magenta TV mit Untertiteln zu sehen. Informationen zu @ve werden Ende Dezember 2022 über www.ave-bot.ch bereitgestellt.

Abb.: Ein Gladiator

Blatio ergo sum

Latein wird an vielen Schulen und Hochschulen gelehrt und immer noch für das eine oder andere Studium – etwa der Philosophie – vorausgesetzt oder gewünscht. Jahrhundertelang hat es an vergnüglichen Möglichkeiten gemangelt, die Sprache zu erlernen und anzuwenden. Allenfalls Asterix-Comics brachten etwas Abwechslung ins von Caesar und Co. beherrschte Gebiet. Prof. Dr. Oliver Bendel hat an der Hochschule für Wirtschaft FHNW einen Chatbot in Auftrag gegeben, der sich auf Lateinisch unterhalten kann, und ihm den Namen @ve gegeben. Karim N’diaye bereitet seit September 2022 die Umsetzung vor, die dann ab Mitte November 2022 – nach der Zwischenpräsentation – erfolgt. Prof. Dr. Bradley Richards betreut das Projekt in technischer Hinsicht. Nach einer Evaluation hat sich gezeigt, dass sich Quickchat (www.quickchat.ai) als Plattform eignet. Damit basiert der Chatbot auf GPT-3. Durch eine händisch erstellte Wissensbasis kann er noch spezifischer für Latein trainiert werden und auch präzisere Antworten zu grammatikalischen Fragen liefern. Außerdem ist Zweisprachigkeit, also Deutsch und Lateinisch, möglich. Bis Ende des Jahres soll @ve als Prototyp vorliegen. Wie bei allen Projekten zu Chatbots und Sprachassistenten, die Oliver Bendel initiiert, können die Ergebnisse frei verwendet werden.

Abb.: Ein Chat mit Kuki