Umarmungen durch soziale Roboter und von sozialen Robotern

Anfang November 2021 ist der Herausgeberband „Soziale Roboter“ mit insgesamt 30 Beiträgen (das Vorwort eingerechnet) erschienen. Der Herausgeber selbst, Prof. Dr. Oliver Bendel, ist mit fünf Kapiteln vertreten, darunter „In den Armen der Maschine: Umarmungen durch soziale Roboter und von sozialen Robotern“, wobei hier Leonie Stocker und Ümmühan Korucu – zwei ehemalige Studentinnen des Informations- und Maschinenethikers – die Hauptautorinnen sind. Aus dem Abstract: „Umarmungen sind für das Wohlbefinden von Menschen jeden Alters wichtig. Nicht alle können von jemandem umarmt werden oder jemanden umarmen, etwa weil sie einsam, alleinstehend oder isoliert sind. Bei Pandemien besteht die Gefahr einer ungenügenden Anzahl von Umarmungen auch bei der breiten Bevölkerung. Soziale Roboter können Menschen umarmen, Menschen können soziale Roboter umarmen. Die Frage ist, ob der Wunsch danach überhaupt besteht, was die Wirkung und was der Nutzen einer robotischen Berührung ist und wie man durch gestalterische und technische Maßnahmen das Wohlbefinden bei einer robotischen Umarmung verbessern kann. Der vorliegende Beitrag geht zunächst auf die Theorie der Umarmung ein und sammelt einige Fakten und Resultate von Studien hierzu. Dann untersucht er die Möglichkeit robotischer Umarmungen. Schließlich wird eine Onlineumfrage mit fast 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die 2020 an der Hochschule für Wirtschaft FHNW durchgeführt wurde, vorgestellt und zusammengefasst.“ Das Buch kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 bezogen werden.

Abb.: Auch eine Form der Umarmung

Eine Umarmung durch einen Roboter

Umarmungen und Berührungen durch soziale Roboter fühlen sich anders an als solche durch Menschen. Wärme und Weichheit helfen dabei, die Akzeptanz zu verbessern. Und dennoch ist der Effekt nicht derselbe. Grundsätzlich ist wichtig, dass uns eine andere Person umarmt, also wir das nicht selbst tun, und diese Person in einem bestimmten Verhältnis zu uns steht. Sie kann uns vertraut oder fremd sein, und es sollte ein Vertrauen, ein Interesse oder eine Begierde vorhanden sein. Wie es sich bei einem Roboter verhält, muss mit Blick auf das Modell und die Situation untersucht werden. An der Hochschule für Wirtschaft FHNW läuft derzeit das mehrstufige HUGGIE-Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Bendel. Den Auftakt macht eine Onlinebefragung im ganzen deutschsprachigen Raum von Ümmühan Korucu und Leonie Brogle, über die Erkenntnisse dazu gewonnen werden sollen, wie Menschen jeden Alters und jeden Geschlechts eine Umarmung durch einen sozialen Roboter beurteilen. Bei Krisen, Katastrophen und Pandemien, die mit längerer Isolation einhergehen, könnten Ersatzhandlungen dieser Art durchaus eine Rolle spielen. Auch Gefängnisse und längere Reisen durch den Weltraum sind mögliche Anwendungsgebiete. Über ww3.unipark.de/uc/HUGGIE/ gelangt man zur Befragung (bis ca. Mitte Mai). In einer späteren Phase des Projekts soll ein sozialer Roboter gebaut werden, dessen Umarmungen als angenehm empfunden werden. Dies bedeutet aber nicht, dass man solche durch Menschen im Alltag verdrängen will.

Abb.: Normalerweise werden wir von Menschen umarmt