Wer gibt, wer nimmt uns Lebenszeit?

Die Juli-Ausgabe der Zeitschrift National Geographic bringt den ersten Teil einer dreiteiligen Serie zur Künstlichen Intelligenz. Auf 14 Seiten widmet man sich der Arbeit von Oliver Bendel. Der Informations- und Maschinenethiker lebt und arbeitet in der Schweiz. Er stand dem Chefredakteur Florian Gless und der Redakteurin Ines Bellinger Rede und Antwort. Zudem gibt es eine Graphic Novel zu aktuellen Entwicklungen und den entsprechenden Überlegungen von Oliver Bendel. Ein Glossar zur KI rundet den Beitrag ab. Die Fotos stammen von Elias Hassos, der u.a. Hans Magnus Enzensberger und Martin Walser porträtiert hat. „Wir können in der Hängematte liegen“ – so lautet die Überschrift des Beitrags. Oliver Bendel ist der Meinung, dass uns Roboter unterstützen und entlasten können. Dass Menschen die besten Jahre des Lebens und die besten Stunden des Tages einem Unternehmen schenken, das ihnen womöglich nicht einmal sympathisch ist, hält er für eine Ideologie, die man hinterfragen kann. Vielleicht reichen vier Stunden am Tag für den Lebensunterhalt, wenn ein Grundeinkommen dazukommt. Denn die Gewinne werden weiter erzielt, mit Hilfe von Robotik und Künstlicher Intelligenz auch ohne die Arbeiter und Angestellten. Sie müssen nur gerecht verteilt werden. Weitere Informationen über www.nationalgeographic.de.

Abb.: Wer gibt, wer nimmt uns Lebenszeit?

Roboterliebe am Goldsmiths

Der „Third International Congress on Love and Sex with Robots“ findet am 19. und 20. Dezember 2017 in London statt. Damit wurde die selbe Stadt wie 2016 gewählt. In einer Information vom 8. Juni 2017 heißt es: „Within the fields of Human-Computer Interaction and Human-Robot Interaction, the past few years have witnessed a strong upsurge of interest in the more personal aspects of human relationships with these artificial partners. This upsurge has not only been apparent amongst the general public, as evidenced by an increase in coverage in the print media, TV documentaries and feature films, but also within the academic community. The International Congress on Love and Sex with Robots provides an excellent opportunity for academics and industry professionals to present and discuss their innovative work and ideas in an academic symposium.“ (Information LSR 2017, 8. Juni 2017) Papers sollen mindestens sieben Seiten umfassen und sich Themen wie „Entertainment Robots“, „Robot Personalities“, „Teledildonics“ und „Intelligent Electronic Sex Hardware“ widmen. Auch Informations- und Roboterethik sind mögliche Perspektiven. Das Buch mit den Beiträgen der letzten Konferenz ist Ende April 2017 bei Springer erschienen. Weitere Informationen über loveandsexwithrobots.org.

Abb.: Eine der goldenen Jungfrauen von Hephaistos?

Schlafen im Auto

Nele Würzbach von Noizz.de hat mit Oliver Bendel ein Interview zu autonomen Autos geführt, das am 5. Juni 2017 in dem Magazin aus Berlin veröffentlicht wurde. Eine Frage lautete, ob wir eines Tages während der Fahrt schlafen können. Die Antwort des Informations- und Maschinenethikers lautete: „Wenn wir das teil- und hochautomatisierte Fahren hinter uns gelassen haben und zum vollautomatisierten bzw. autonomen Fahren gekommen sind, können wir in der Tat während der Fahrt schlafen. Das Innenleben des Autos müsste entsprechend gestaltet werden, es bräuchte Liegesitze, verdunkelbare Scheiben etc. Es bräuchte zudem Konzepte für Gefahrensituationen. Vom Tiefschlaf bis zur vollen Denk- und Urteilsfähigkeit kann es eine Weile dauern. Ich denke, dass diese Vision bei PKW frühestens in zehn Jahren umgesetzt werden kann, und auch nur auf der Autobahn. Es sind übrigens nicht nur technische, sondern ebenso psychologische Aspekte zu bedenken. Man müsste ein Zutrauen zu den Fahrzeugen fassen, das dem Zutrauen zu Flugzeugen entspricht. Man müsste lernen, in einer Situation zu schlafen, die bisher unsere höchste Aufmerksamkeit beansprucht hat.“ Der Beitrag mit dem Titel „Kann man bald am Steuer schlafen?“ – davon, dass es auch künftig noch ein Steuer gibt, kann ausgegangen werden – kann über noizz.de/motor/wie-realistisch-ist-autonomes-fahren-wirklich/cd96p7y aufgerufen werden.

Abb.: In diesem Auto konnte man schon früher schlafen

Die Co-Robots kommen

Kooperation ist Zusammenarbeit, insbesondere auf wissenschaftlichem, politischem oder wirtschaftlichem Gebiet. Typisch ist ein hoher Grad an Arbeitsteilung bei gleichzeitigem Vorliegen eines gemeinsamen Ziels. Bei Kollaboration ist ein hoher Grad an unmittelbarer Zusammenarbeit gegeben. Die Tätigkeiten greifen ineinander und bauen aufeinander auf. Mit Blick auf die Industrie spricht man von Kooperations- oder Kollaborationsrobotern, abkürzend und verallgemeinernd von Co-Robots und Cobots. Die Bedeutungsunterschiede nimmt man mal mehr, mal weniger ernst. In der Regel sind Kooperation und Kollaboration mit Menschen gemeint. Auch unter Maschinen können sie stattfinden, aber dort sind sie auf einem gewissen Niveau üblich und verbreitet, während die enge Zusammenarbeit zwischen Industrierobotern und Mitarbeitern neuartig und gewinnbringend für beide Seiten ist. In seinem Artikel „Co-Robots und Co. – Entwicklungen und Trends bei Industrierobotern“ in der Netzwoche 9/2017 geht Oliver Bendel auf den Einsatz von Kooperations- und Kollaborationsrobotern ein, nennt konkrete Produkte und skizziert Chancen und Risiken.

Abb.: Wenn Maschinen und Geräte zusammenkommen

Erforschung der Folgen der Digitalisierung

50 Millionen Euro stehen bereit für die Erforschung der individuellen und sozialen Folgen der Digitalisierung. Nun weiß man, wer sie erhält. „Das Deutsche Internet-Institut wird in Berlin von einem Konsortium aus fünf Hochschulen und zwei außeruniversitären Forschungseinrichtungen aus Berlin und Brandenburg gegründet. Dies hat Bundesforschungsministerin Johanna Wanka heute bekannt gegeben. Das Konsortium aus Freier Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technischer Universität Berlin, Universität der Künste Berlin, Universität Potsdam, Fraunhofer-FOKUS und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung als Koordinator hat sich in einem zweistufigen wettbewerblichen Verfahren durchgesetzt.“ (Pressemitteilung BMBF, 23. Mai 2017) Die Entscheidung hat Prof. Dr. Johanna Wanka auf der Grundlage einer Empfehlung der Jury getroffen, der u.a. Prof. Dr. Viktor Mayer-Schönberger (University of Oxford), Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW, Schweiz), Prof. Dr. Urs Gasser (Harvard University), Prof. Dr. Eric Hilgendorf (Julius-Maximilians-Universität Würzburg), Prof. Dr. Michael Kerres (Universität Duisburg-Essen), Dr. Catharina Maracke (Keio University, Japan) und Dr. Constanze Kurz (Chaos Computer Club und Netzpolitik.org) angehörten. Informations- und Technikethik dürften damit in Deutschland eine Renaissance erleben. Womöglich wird auch die Maschinenethik gestärkt.

Abb.: Eine Bahn in Berlin

Deutsches Internet-Institut vor Gründung

Am 23. Mai 2017 wird, so die Südwest Presse, darüber „entschieden, wo das neue Deutsche Internet-Institut angesiedelt wird“ (SWP, 22. Mai 2017) Eine Jury hatte im Auftrag von Bundesministerin Prof. Dr. Johanna Wanka vor einem Jahr aus zehn Bewerbern fünf für die Endrunde ausgewählt. Genauere Informationen hatte seinerzeit das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bekanntgegeben. „Ziel des geplanten Internet-Instituts ist, die Folgen des digitalen Wandels für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu erforschen – und so die Digitalisierung besser zu verstehen und zum Wohl der Gesellschaft nutzbar zu machen. Für den Anfang sind in den ersten fünf Jahren bis zu 50 Millionen Euro vorgesehen.“ (SWP, 22. Mai 2017) Die Jury hat nun eine Empfehlung vorgelegt, auf deren Grundlage die Bundesministerin – so ihre Stellungnahme gegenüber einem Mitglied des Bundestags – entscheidet. Die Leitung der Jury obliegt Prof. Dr. Viktor Mayer-Schönberger (University of Oxford). Mitglieder sind u.a. Prof. Dr. Eric Hilgendorf (Julius-Maximilians-Universität Würzburg), Prof. Dr. Michael Kerres (Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW, Schweiz) und Dr. Constanze Kurz (Chaos Computer Club und Netzpolitik.org).

Robotik und Digitalisierung in Wien

Der Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie von Österreich startet eine Initiative zu Robotik und Digitalisierung. Zur grundsätzlichen Förderung heißt es in einer Information von 2016: „Das Infrastrukturministerium (bmvit) investiert jährlich rund 500 Millionen Euro in die Förderung der angewandten Forschung in Österreich. 185 Millionen Euro stehen für F&E im Bereich von Industrie 4.0 zur Verfügung. Davon fließen rund 100 Millionen Euro in die Material- und Produktionsforschung in der Sachgüterindustrie.“ (Information bmvit) Die Schwerpunkte liegen dabei auf Entwicklungen in der Robotik, von intelligenten Materialien und Rohstoffen sowie von innovativen Sensorik-Systemen. „Weitere 85 Millionen Euro werden für Innovationen auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) aufgewendet.“ Der Fokus ist gerichtet „auf Weiterentwicklungen intelligenter Systeme für automatisiertes Fahren, Machine Learning, Sicherheit und Interoperabilität …“ (Information bmvit). Zur Vorbereitung der genannten neuen Initiative werden am 23. und 24. Mai 2017 in Wien „High Level Sounding Boards“ durchgeführt. In kleiner Runde werden – so ein Schreiben aus dem Ministerium – inhaltliche Abgrenzungen, spezifische Herausforderungen und notwendige Politikmaßnahmen zu Robotik und Digitalisierung diskutiert. Eingeladen sind auch Experten aus dem Ausland, etwa Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW.

Abb.: Handzeichen in Österreich

Recht und Ethik in Basel

Im Sommercasino Basel trafen beim Festival science+fiction vom 5. bis 7. Mai 2017 nationale und internationale Künstler und Wissenschaftler auf ein interessiertes Publikum. Am 6. Mai ging es um Roboterrecht und Maschinenethik. Beim Panel „Maschinen und das Gesetz“ wurde gefragt, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit eine Maschine zum rechtlichen Subjekt wird, ob es in naher Zukunft eines Maschinenrechts bedarf, oder ob sich Maschinen in unsere Rechtsprechung einfügen müssen, und welche Folgen sich ergeben, wenn in einer Mensch-Maschinen-Interaktion etwas schief geht (z.B. wenn eine Hightech-Prothese ihren Träger oder Personen aus der Umgebung verletzt). Es moderierte Christoph Keller von SRF 2 Kultur, es diskutierten Wolfram Burgard (Professor für Autonomous Intelligent Systems, Universität Freiburg), Nadine Zurkinden (Postdoc für Strafrecht, Universität Basel) und Oliver Bendel (Professor für Wirtschaftsinformatik und Informationsethik, Hochschule für Wirtschaft FHNW). Am Abend sprach Gabriele Röger (Informatikerin, Universität Basel) über „Die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt“, und Oliver Bendel stellte seinen LÜGENBOT vor, ein Beispiel für eine Münchhausen-Maschine; am Tag zuvor hatte die TagesWoche über das Projekt berichtet. Weitere Informationen über scienceandfiction.ch.

Eine Steuer für Roboter in der Arbeitswelt

Das „Echo der Zeit“ auf SRF4 bzw. SRF1 brachte am 8. Februar 2017 ein Gespräch mit dem Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel. Der Teaser auf der Website führt unter dem Titel „Eine Steuer für Roboter in der Arbeitswelt“ wie folgt ein: „Die Wirtschaft wird immer stärker automatisiert, gewisse Arbeitsplätze werden überflüssig. Gewinner sind die Hersteller von Robotern, zum Beispiel ABB. Laut einer Studie wird bald die Hälfte aller Jobs in den USA durch Roboter ersetzt. Wie können Staaten auf diese Entwicklung reagieren? Eine Idee ist, die Maschinen [zu] besteuern, die die Menschen ersetzen.“ (Website SRF, 8. Februar 2017) Ein Ansatz ist, von der Arbeit des Roboters auszugehen. Es kann ein Stundenlohn angenommen werden, etwa die 4,50 US-Dollar, die Fondsmanager der Credit Suisse ausgerechnet haben für einen durchschnittlichen Industrieroboter. Darauf wird dann eine Art Einkommensteuer erhoben. Mit Blick auf die Robotersteuer stellen sich zahlreiche Fragen: Welche Systeme sind betroffen, nur Hardwareroboter oder auch Softwareroboter? Nur Industrieroboter oder auch Serviceroboter? Um welche Arbeit geht es konkret, um welche Tätigkeiten, um welche Einsatzbereiche? Das Gespräch mit Oliver Bendel führte Isabelle Jacobi. Es kann über www.srf.ch/play/radio/echo-der-zeit aufgerufen werden.

Abb.: Wie hoch ist die Robotersteuer?

Lots of Bots

„Social Bots sind Bots, also Softwareroboter bzw. -agenten, die in sozialen Medien (Social Media) vorkommen. Sie liken und retweeten, und sie texten und kommentieren, können also natürlichsprachliche Fähigkeiten haben. Sie können auch als Chatbots fungieren und damit mit Benutzern synchron kommunizieren. Social Bots werden zur Sichtbarmachung und Verstärkung von Aussagen und Meinungen eingesetzt. Dabei können sie werbenden Charakter besitzen bzw. politische Wirkung entfalten.“ So lautet die Kurzfassung eines neuen Beitrags im Wirtschaftslexikon von Springer Gabler. Dazu passt ein anderer Text von Oliver Bendel über Chatbots, der wie folgt zusammengefasst wird: „Chatbots oder Chatterbots sind Dialogsysteme mit natürlichsprachlichen Fähigkeiten textueller oder auditiver Art. Sie werden, oft in Kombination mit statischen oder animierten Avataren, auf Websites verwendet, wo sie die Produkte und Dienstleistungen ihrer Betreiber erklären und bewerben respektive sich um Anliegen der Interessenten und Kunden kümmern.“ Es wird jeweils auch auf die Perspektive der Informationsethik und der Maschinenethik eingegangen. Die beiden Beiträge, die am 1. Februar 2017 erschienen sind, können über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/social-bots.html bzw. wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/chatbot.html aufgerufen werden.

Neue Rubrik mit englischen Abstracts

Auf maschinenethik.net und informationsethik.net gibt es die neue Rubrik „Abstracts“. Dort werden Abstracts von ausgewählten wissenschaftlichen Beiträgen zur Maschinenethik und zur Informationsethik von Oliver Bendel gesammelt. Es sind ausschließlich englische Abstracts, und die dazugehörigen Texte sind ebenfalls mehrheitlich in englischer Sprache. Auch andere europäische Autoren können dort aufgenommen werden. Sie können ihre Abstracts an die E-Mail-Adresse im Impressum senden, wobei sie die Erlaubnis zur Veröffentlichung erteilen müssen. In den USA wird auf die Maschinenethik und die Informationsethik in Europa zu wenig Bezug genommen, vor allem, wenn die Beiträge in deutscher, französischer, italienischer, spanischer oder portugiesischer Sprache vorliegen. Von allen wichtigen Vertretern liegen natürlich auch Texte in englischer Sprache vor. Aber viele europäische Wissenschaftler, gerade Philosophen, schreiben gerne in ihrer Muttersprache. Über die Rubrik kann sowohl auf nichtenglische als auch auf englische Beiträge aufmerksam gemacht werden. Das Entscheidende ist eben, dass die Abstracts in englischer Sprache vorhanden sind.

Über Sicherheits- und Überwachungsroboter

Sicherheits- und Überwachungsroboter verbreiten sich auf den Firmengeländen und in den Shopping Malls, als rollende und fliegende Maschinen. Sie sollen für die Sicherheit der Unternehmen und Kunden sorgen. Dabei entsteht allerdings auch Unsicherheit. Der Beitrag von Oliver Bendel, der in der Zeitschrift SicherheitsForum 6/2016 erschienen ist, widmet sich der komplexen Thematik aus der Perspektive der Robotik und der Ethik. Dabei bezieht er weitere Serviceroboter wie Paketroboter ein. SicherheitsForum ist nach eigenen Angaben „seit über 20 Jahren die führende Schweizer Fachzeitschrift für Sicherheit, welche speziell auf die Bedürfnisse der Sicherheitsverantwortlichen aus der Privatwirtschaft wie auch aus dem öffentlichen Sektor zugeschnitten ist“ (Website SicherheitsForum). „Die Leser aus der Schweiz und dem grenznahen Ausland erhalten wichtige Informationen zu organisatorischen und technischen Sicherheitsthemen: Sicherheitsmanagement, Riskmanagement, Videoüberwachung, Brandschutz, Einbruchschutz, Diebstahlschutz, Zutrittskontrolle, Biometrie, Business Continuity, Notfall­ und Krisenmanagement, Informationssicherheit und viele weitere.“ (Website SicherheitsForum) Das PDF kann mit freundlicher Genehmigung des Verlags hier heruntergeladen werden.

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Abb.: Ein Sicherheitsroboter in Aktion

Die Robotersteuer in der Diskussion

Die Schweiz am Sonntag befragte Oliver Bendel nach einem Vorschlag zur Robotersteuer, enthalten in einem Initiativbericht zu „Civil Law Rules on Robotics“, der von ihm auf Wunsch eines Abgeordneten des EU-Parlaments kommentiert wurde. Gegenüber der Schweizer Zeitung antwortete er: „Für mich geht es letztlich darum, dass die erwirtschafteten Gewinne gerecht verteilt werden. Im Moment ist das nicht der Fall, und vermutlich wird es auch in Zukunft nicht der Fall sein. Allerdings wird es in Zukunft etliche Fabriken geben, in denen vor allem Roboter schuften. Die Gewinne werden also mehr und mehr ohne die Menschen gemacht, ohne die Arbeiter und Angestellten. Insgesamt bin ich überzeugt, dass die Arbeit für die Menschen weniger werden wird. Sinn der Automatisierung ist die Automation. Mit der wiederum der Zweck der Gewinnmaximierung verbunden ist.“ Und weiter: „Wenn die Robotersteuer dazu beitragen würde, die Gewinne gerecht zu verteilen, auch an diejenigen, die wegen der Roboter nicht eingestellt oder wegen ihnen entlassen wurden, könnte man über eine Einführung nachdenken. Es gibt natürlich noch andere Wege, die Versicherungssysteme zu erhalten und die Menschen in den Stand zu setzen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Nachdenken muss man über ein bedingungsloses Grundeinkommen, das wiederum mit einer Robotersteuer verbunden sein kann.“ Neben Oliver Bendel wurden u.a. noch Mathias Binswanger und Jürgen Schmidhuber befragt. Der Artikel mit dem Titel „Sollen Roboter Steuern zahlen?“ ist am 6. November 2016 in der gedruckten Ausgabe erschienen und kann über www.schweizamsonntag.ch/ressort/nachrichten/sollen_roboter_steuern_zahlen/ abgerufen werden.

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Abb.: Der Roboter berechnet die Steuer, die er bezahlen muss

Mädchen und Frauen unter den Rock schauen

Die Schweizerische Post erprobt Lieferroboter, die Pakete zustellen sollen. Auf dem Gelände des Unternehmens in Wankdorf bei Bern hatte der Betreiber dieser Plattform im September 2016 die Gelegenheit, das Produkt der Starship Technologies unter die Lupe zu nehmen. Die Tester wiesen auf die Kameras mit 360-Grad-Aufnahmetechnik hin und auf das Ultraschallsystem. Sie öffneten die Klappe und erlaubten den Blick auf die Last. Bis zu zehn Kilogramm können auf den sechs Rädern bis zu sechs Kilometer weit befördert werden. Das hauptsächliche Problem der Paketroboter ist, dass sie neuartige Verkehrsteilnehmer darstellen, die die Gehsteige bevölkern und die Straßen überqueren. Das eine tun sie in der Regel autonom, das andere wird in den meisten Ländern, in denen sie getestet werden, von einem Operator unterstützt. Wenn es viele Lieferroboter dieser Art gibt, werden Innen- und Vorstädte noch komplexer für die etablierten Verkehrsteilnehmer. Unabhängig von der Zahl stellen sie Stolperfallen dar. Die Paketroboter sind wie herrenlose Hunde, können aber nicht so gut wie diese ausweichen und sind auch nicht so schnell. Skater, Radfahrer und Fußgänger können über sie stürzen, was durch die geringe Höhe begünstigt wird. Selbst wenn sie an die Leine gelegt und durch wenig frequentierte Gebiete navigiert werden, ist die Gefahr nicht ganz gebannt. Ein nicht ganz nebensächliches Problem ist, dass der Lieferoboter mit seinen Kameras auch Personen erfassen und womöglich Mädchen und Frauen unter den Rock schauen kann – ein weites Feld für Informations- und Technikethik. Es wird sich zeigen, wie hoch die Akzeptanz von Kunden und Passanten ist und welche Erfahrungen in den verschiedenen Ländern gemacht werden.

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Abb.: Was sieht der kleine Roboter?

Nervenzellen auf Platinen

Ein sechsseitiges Interview mit Oliver Bendel ist in der Absatzwirtschaft (Sonderausgabe dmexco, 14. September 2016, S. 36 bis 41) erschienen. Peter Hanser ist in die Schweiz gereist und hat den Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker im Au Premier im Zürcher Hauptbahnhof getroffen. Es war ein Gespräch über Technik und Ethik, in dessen Verlauf u.a. die folgenden Worte fielen: „Ich unterscheide Maschinenethik als Gestaltungsdisziplin und andere Disziplinen wie Informationsethik oder Technikethik als Reflexionsdisziplinen. In der Maschinenethik wollen wir wirklich Maschinen konzipieren und am Ende auch prototypisch bauen. Dabei arbeiten wir eng mit KI, Robotik und anderen Disziplinen zusammen. In der Informationsethik und Technikethik reflektieren wir Probleme, die sich beim Einsatz von Robotern ergeben. Es ist beides sinnvoll und notwendig. Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte der Ethik eine Form der Ethik, die danach fragt, wie man maschinelle Moral umsetzen kann. Zugleich haben wir zunehmende Probleme durch den Einsatz von Robotern, etwa durch den Ersatz von Arbeitskräften, Kollisionen von Menschen und Maschinen und technikbezogene Sexpraktiken. Es stellt sich die Frage, was wir künftig mit Maschinen tun wollen. Damit sind dann Bereichsethiken gefordert wie Informations-, Technik-, Medizin-, Sexualethik und so weiter.“ Die Maschinen, die das Licht der Welt erblickt haben, sind der GOODBOT und der LIEBOT, und beiden wird im Artikel mit dem Titel „Vielleicht haben Maschinen eines Tages Bewusstsein“ ein Infokasten gewidmet. Das mit dem Bewusstsein hält Oliver Bendel für unwahrscheinlich, aber nicht für ausgeschlossen. Ein Weg könnte sein, auf informationstechnischen Strukturen, auf Platinen etc., tierische oder menschliche Hirnzellen wachsen zu lassen. Ein umgekehrter Cyborg sozusagen.

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Abb.: Hirnzellen könnten auf informationstechnischen Strukturen wachsen

What can we ethically outsource to machines?

Prior to the hearing in the Parliament of the Federal Republic of Germany on 22 June 2016 from 4 – 6 pm, the contracted experts had sent their written comments on ethical and legal issues with respect to the use of robots and artificial intelligence. The video for the hearing can be accessed via www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw25-pa-digitale-agenda/427996. The documents of Oliver Bendel (School of Business FHNW), Eric Hilgendorf (University of Würzburg), Norbert Elkman (Fraunhofer IPK) and Ryan Calo (University of Washington) were published in July on the website of the German Bundestag. Answering the question „Apart from legal questions, for example concerning responsibility and liability, where will ethical questions, in particular, also arise with regard to the use of artificial intelligence or as a result of the aggregation of information and algorithms?“ the US scientist explained: „Robots and artificial intelligence raise just as many ethical questions as legal ones. We might ask, for instance, what sorts of activities we can ethically outsource to machines. Does Germany want to be a society that relegates the use of force, the education of children, or eldercare to robots? There are also serious challenges around the use of artificial intelligence to make material decisions about citizens in terms of minimizing bias and providing for transparency and accountability – issues already recognized to an extent by the EU Data Directive.“ (Website German Bundestag) All documents (most of them in German) are available via www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse18/a23/anhoerungen/fachgespraech/428268.